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E. A. Freeman, Four Oxford lectures 1887: Fifty years of European hist. [1837–87]; Teutonic conquest in Gaul and Britain. Lond. Macmillan 1888. 112 p. 8°. Der zweite Theil des Bandes, S. 59 ff., vertheidigt breit das oft Vorgetragene über den möglichst rein German. Geist der Engländer, im Wesentlichen gegen Huxley, Sayce und Seebohm’s Theorie der Ableitung von Süddeutschen. Die Mischung des Blutes dagegen gibt Freeman jetzt, mehr als früher, den somatischen Forschern zu; aber das beweise nur noch stärker die Assimilationskraft des Engl. Kernvolkes. Von den Römern mag es Gebietsgrenzen (Landtheilungen) und die Art des Ackerbaus übernommen haben, p. 98 [damit hinge doch ein gut Theil Recht und Wirtschaft zusammen!]. Mit Recht betont er, dass es Weiber und Sklaven aus der Heimath mitbrachte, aber auch Frauen [nicht auch Knechte?] der Eroberten am Leben liess. Neue Gründe jedoch bringt er nicht bei, weder hierfür noch für die [übertriebene] Anknüpfung heutigen Engl. Rechts- und Staatslebens an Angelsächs. Zustände. Mir wirft er ohne Gegenbeweis vor, ich hätte (Forsch. z. Deutschen Gesch. 8, 284 [nicht 224]), im Huntingdon den Klang Sächs. Schlachtgesangs über Anderida nicht gehört: und gerade ich wies doch nach, wie jener vielleicht „Germanische Poesie“ für zweifellos Erfundenes als Redeschmuck missbraucht! Die Melodie also scheint auch mir nicht aus der Schulstube des 12. Jahrh. zu tönen: nur begleitet sie einen falschen Text! F. denkt sich nun ein Sächs. Lied zusammen, gerade aus dem Theil Huntingdon’s, den dieser aus den Angelsächs. Annalen wusste, erwähnt aber mit keinem Worte die kunstvollen Stratageme, die mir für 491 so unecht, so gar nicht Beowulfisch klingen. Auch verschweigt er, dass ich jene (übrigens vom Hrsg. Arnold angenommene, auch vom Ath. 17V90, 636 gegen Köhler, Kriegswesen, geltend gemachte) Kritik nur wagte, weil dieser Bericht über Anderida einer ist von 30 Kriegsgeschichten, die theilweise nachweislich erfunden, nirgends sonst belegbar, also vermuthlich alle leere Rhetorik sind.

Edw. Consitt, Life of s. Cuthbert (1887. 254 p.), liefert anlässlich der 1200jährigen Todesfeier eine Legende mit Wundern und Askese, die erbauen und moderne Weltanschauung bekämpfen will. In ultramontaner Absicht verschleiert er die Abweichung der Iroscoten von Rom und ihr Verdienst um die Mission, bevor der Papst England zu bekehren dachte. Dass Cuthbert’s Eremitenthum und sein Weichen aus Ripon den Sinn der Kelt. Mönche bezw. den Gegensatz zu Wilfrid’s Romanisirung der Kirche ausdrückt, wird verschwiegen, ebenso der Streit zwischen den zwei Romanisten Theodor und Wilfrid. Der Historiker gewinnt aus dem Büchlein nichts als die Notiz, dass das Jesuitencolleg zu Stonyhurst ein von Cuthbert besessenes [?],

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_147.jpg&oldid=- (Version vom 6.12.2022)