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Immerhin wurde auch so Anerkennenswerthes geleistet. Der „Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen“, gegründet 1861 und zunächst unter der geistigen Führung C. v. Höfler’s (Organ: MV f. G. d. Deutschen i. B.), der „Nordböhmische Excursionsclub“, seit seiner Gründung 1877 von A. Paudler musterhaft geleitet[1] (Organ: M. d. Nordböhm. Exc.-Clubs, Leipa), die „Erzgebirgs-Ztg.“, Organ der Touristen-Vereine des Böhm. Erz- und Mittelgebirges u. s. w., (seit 1880, Verl. d. Erzgebirgs-V.), „Das Riesengebirge in Wort und Bild, Fachblatt für die Gesammtkunde des Riesengebirges“ (seit 1881, Trautenau, Verl. d. Riesengebirgs-V.), das „Egerer Jahrbuch“ (seit 1871, Eger, G. Gschihay), der „Gebirgsfreund" (seit 1886, Zittau in Sachsen), die „Nordböhmische Touristen-Ztg.“, Verbandsorgan d. Elbegebirgs-V. (seit 1888, Aussig a. d. E.), die „M. d. Böhmerwaldbundes“ wenden ihre Aufmerksamkeit ausschliesslich oder in hervorragendem Grade der Pflege der Volks-, Landes- und Geschichtskunde Deutschböhmens zu, zum Theil mit achtenswerthem Erfolge.

Doch muss eine Bemerkung über den erstgenannten Verein hier Platz finden. Zur Zeit des Erwachens constitutionellen Lebens in Oesterreich begründet, von den Besten des Deutschen Volkes in Böhmen begrüsst und gefördert, im Besitze verhältnissmässiger Mittel[2] fröhlich aufblühend, schien er, jener natürlichen Ungleichheiten und Mängel der Form und des Wesens ungeachtet, wie sie solchen Vereinen ja stets anzuhaften pflegen, die gehegten Hoffnungen erfüllen, ein bleibender Mittelpunkt wetteifernder Thätigkeit älterer und jüngerer Forscher werden zu wollen. Seine Aufgabe musste es sein – und er ist daran vor langen Jahren vom Refer. öffentlich gemahnt worden, dem Deutschen Volke Böhmens und der lesenden Welt eine wissenschaftliche Geschichte Böhmens, welche die Bedeutung der Deutschböhmen gebührend zur Geltung bringt, als Gegengewicht zu Palacky’s Geschichtswerk in die Hand zu legen; im Laufe der Jahre durfte man von ihm die Anlage eines Deutschböhmischen Diplomatars, und wohl auch eine Geschichte des Deutschen Rechts, der Deutschen Kunst in Böhmen, wenigstens der Deutschen Kunst in Prag, dann des Prager Deutschthums, jenes so wichtigen Factors im politischen und nationalen Leben Böhmens, überhaupt erwarten. Nichts von all’ dem ist geschehen oder scheint auch nur in Bälde zu erhoffen; selbst die „Mittheilungen“ stehen längst durchaus auf dem Niveau gewöhnlicher localer Vereinszeitschriften mit ihrem Gemengsel von populären und wissenschaftlichen,

  1. Paudler zeigt so recht, was der Leiter eines solchen Vereins diesem zu sein vermag.
  2. Von 1861–1890 wenigstens 150000 fl.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_131.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)