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und die Genuesische Angelegenheit betrafen, durch Coppini’s Hand gegangen[1]. Der eigentliche Unterhändler war Jean Geoffroy, der Bischof von Arras. Die Einzelheiten liegen leider noch im Dunkel. Aber es sollte uns nicht wundern, wenn die am Mailänder Hofe geltende Meinung, der Dauphin wünsche die Revolution in Genua, schliesslich auch auf unseren Bischof von Terni zurückgeführt werden müsste[2]. Als Ludwig nun als König, geleitet von dem Herzoge von Burgund, nach Frankreich zurückkehrte, schloss sich auch Francesco Coppini dem königlichen Gefolge an[3]. Er fand freilich in Frankreich bei den England feindlichen Prälaten keine brüderliche Aufnahme, wie das sich zeigte, als er am Grabe des verstorbenen Königs Karl, wie wenn dieser im Banne gestorben sei, in Gegenwart des neuen Herrschers die Absolution betete. Der Bischof Basin sagt, er sei hierzu von Aussen, durch Leute, die dem Papste und dem jungen Könige einen Dienst thun wollten, veranlasst worden. Man hielt es jedoch allgemein für eine freche Anmassung von dem Nuntius, der dadurch die Asche des Todten und die ganze Französische Kirche geschändet habe[4]. Auch gegen den Papst Pius selbst machte sich in Frankreich eine wachsende Missstimmung[WS 1] geltend; und das nicht bloss wegen der Angriffe auf die pragmatische Sanction, sondern man sagte ihm u. a. theils versteckt, theils ganz offen nach, er habe den Bürgerkrieg in England und die Entthronung Heinrich’s VI., d. h. der Französischen Königin Margarethe, absichtlich durch den Bischof von Terni herbeigeführt. König Karl VII. selbst hatte noch kurz vor seinem Tode an Pius einen bedeutungsvollen Brief über die Englischen Vorgänge geschrieben und die Abberufung des Nuntius Coppini verlangt[5]. Der Papst übertrug nun am 20. August die Französische Legation dem Bischofe von Arras und gab diesem Auftrag, in jeder Weise den über ihn verbreiteten Gerüchten über sein Verhältniss zu

  1. S. den Briefwechsel mit Franz Sforza im Calendar of State Papers a. a. O. Vgl. Pastor, Gesch. d. Päpste II, 100.
  2. Vgl. Johannis Simonetae Historia de rebus gestis Francisci Sfortiae (Muratori, Rer. Ital. SS. XXI, 721).
  3. Voigt, Enea Silvio de’ Piccolomini III, 190.
  4. Histoire des règnes de Charles VII. et de Louis XI. par Thomas Basin, publiée par J. Quicherat. Tome II p. 13 f.
  5. Jacobi Card. Papiens. epistolae Nr. 162 S. 587.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Misstimmung
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_102.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)