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Dass diese Auffassung und überhaupt die Berufung auf den Willen des willenlosen Königs eine ehrliche nicht sein konnte, leuchtet ein. Das wird auch nicht entkräftet durch die in demselben Schreiben noch nachträglich folgende Versicherung: „Ich bemühe mich um den Frieden dem freien Willen des Königs gemäss, und es ist nicht wahr, was einige behaupten, der König sei nicht frei. Er geniesst volle Freiheit, und jede Person hat freien Zutritt zu ihm, was bekanntlich früher nicht der Fall war, wie ich selbst erfahren habe, indem ich mich ihm weder nähern durfte, noch ihm des Papstes und eigene Schreiben einhändigen konnte. Jene sind also verpflichtet, dem Könige zu gehorchen, und sollen mir Glauben schenken. Der König will von Schlacht, Mord und Raub und allen Uebeln, die damit zusammenhängen, durchaus nichts wissen. Sie sollen desshalb mir folgen und den Frieden annehmen, den ich nach dem Willen Seiner Majestät anbiete.“

Coppini fühlte die Schwierigkeit, die gerade in seiner eigenen Person, in seinem bisherigen Auftreten lag, sehr deutlich; daher die Drohungen und Befehle, daher die Berufung auf die päpstliche und die königliche Autorität, um die Friedenswerbung zu unterstützen. Desshalb sucht er auch zum Schluss noch einmal sich als den unschuldigen, selbstlosen Vermittler hinzustellen: „Ich wünsche ihr [der Königin und ihrer Anhänger] Wohl und wiederhole, dass ich mich selbst für das gemeine Beste ohne irgend einen persönlichen Vortheil opfere. Ich habe bis jetzt, wie bekannt, meine Pflicht untadelhaft erfüllt; ich habe geduldet und gearbeitet bloss für das öffentliche Wohl und habe mich selbst grossen Gefahren ausgesetzt, während ich ausserhalb des Königreichs hätte in Ruhe leben können.“

Trotz dieser Unschuldsbetheuerungen konnte der Nuntius die Besorgniss, dass man von ihm den Frieden nicht annehmen, er also das ganze Spiel verlieren möge, nicht los werden. Das spricht sich deutlich in der Nachschrift aus, die er, sich selbst nicht genug thun könnend, seinem Briefe noch hinzufügt. Wir theilen nur die charakteristischen Sätze mit: „Der König ist, nachdem er den Lord Warwick und seine Anhänger kennt, entschlossen, sie bis zum Tode zu vertheidigen, da er keine treueren Unterthanen hat. Das ganze Volk ist von gleicher Gesinnung. – Ich versichere Euch, die Friedensbedingungen sind so, dass,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_094.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)