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einem ihnen vorausgehenden Schreiben des Kurfürsten an den Mönch ersehen wir, dass er einen früheren Bericht schon am 25. Juli erstattet hatte, und dass auch dieser nicht der erste in der Reihe war, ergibt sich aus des Kurfürsten Dank für den Eifer, mit dem er mittelst dieses Schreibens seine Correspondenz „fortsetzt“. Die Correspondenz ist eine höchst vertrauliche, denn Maximilian antwortet dem Mönch in der Form des Handschreibens; sie ist eine höchst geheime, denn die Briefe sind chiffrirt[1], und der mangelhaften Auflösung wird der abscheulich verderbte Text zuzuschreiben sein, in dem Aretin sie abgedruckt hat.

Wieder tritt uns also das Geheimniss entgegen, welches in gleicher Weise die Italienischen Berichte von 1626 und 1628 kennzeichnet, – allerdings nicht diese allein, sondern neben ihnen auch andere Nachrichten, die der Kurfürst vom kaiserlichen Hofe empfing. Ein anderes Moment dagegen, welches die Schreiben Valerian’s mit den Eröffnungen des Anonymus von 1628 verknüpft und von anderen Schriftstücken unterscheidet, ist die Gleichheit der persönlichen Beziehungen des Autors. Gleich dem Gewährsmann von 1628 sehen wir Valerian die kaiserlichen „Minister“, unter denen Eggenberg sich besonders offen zeigt, über die Staatsgeheimnisse ausholen, gleich ihm steht er im höchsten Vertrauen zu dem Spanischen Gesandten. Aytona, sagt er, „hat die Anordnung hinterlassen, dass Bruneau mir alles mittheile, wie auch der (neu eingetretene Spanische Gesandte) Graf Castro thut“. Der Gewährsmann von 1628 kannte Wallenstein aus „langem Umgang“: Valerian scheint die alte Vertrauensstellung zu Wallenstein, trotz seiner grimmigen Verfolgung desselben, noch immer nicht verloren zu haben; denn des Feldherrn Abgeordneter San Julian macht ihm die vertraulichsten Eröffnungen.

Die Kenntnisse, die Valerian aus solchen persönlichen Beziehungen schöpft, sind tief eindringend, ähnlich wie die des Gewährsmannes von 1628; was aber auch hier wieder die Hauptsache ist, das ist die Gleichheit der Beurtheilung der Dinge und der Personen. Der Kaiser, so erzählt der Anonymus, versinkt unter den aus der Mantuanischen und der Wallenstein’schen Frage

  1. Oct. 9: il segreto di questa cifra. (S. 54.)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_051.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)