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ein Anderer als er der Gewährsmann des Bairischen Berichterstatters sein sollte.

Es scheint also ein und derselbe Italienische Mönch zu sein, der früher die aufregenden Nachrichten über die Conferenz von Bruck mittheilte und jetzt die noch viel aufregenderen Enthüllungen über Wallenstein’s Pläne macht. Die Verwandtschaft der beiden Berichte offenbart sich denn auch durch ein weiteres bedeutsames Moment: sie hatten beide einen praktischen Zweck. Welche Verhandlungen die Brucker Relation zur Folge hatte, ist schon bemerkt; dass Valeriano bei seinen Eröffnungen von 1628 sich nicht als blossen Berichterstatter ansah, erkennt man schon aus den von ihm, wie bereits angedeutet, eingeflochtenen Vorschlägen, wie der Sturz Wallenstein’s herbeizuführen sei. Zwei Gedanken treten in diesen Vorschlägen (S. 31, 42, 44/45) hervor: einmal, man soll die Regierung der Infantin Isabella in Brüssel und des Königs Philipp IV. in Madrid mit grösserer Besorgniss vor Wallenstein erfüllen und zur Unterstützung des Vorgehens gegen ihn anregen; zweitens, im Reich sollen die Fürsten der Liga, mit ihrer Armee im Hintergrund, oder es sollen die sämmtlichen Kurfürsten, gestützt auf ein irgendwie neu zu bildendes, dem Kaiser nicht so streng ergebenes Heer, wie es die Ligaarmee ist, an Ferdinand II. herantreten und Wallenstein’s Absetzung gebieterisch fordern. Sehen wir nun, ob nicht diese Vorschläge wenigstens theilweise befolgt sind.

Um mit der Liga zu beginnen, weise ich darauf hin, dass Maximilian an demselben Tag, an dem er die erste Relation erhielt (26. April), einen Bevollmächtigten zur Mittheilung ihres Inhalts an den Erzbischof von Mainz schickte, dass er etwa acht Tage später die Uebersetzung des Berichtes und, als die Relation vom 21. Mai eingegangen war, auch deren Uebersetzung folgen liess[1]. Indem er diese Actenstücke als glaubwürdig ausgab und die Fürsten vor die Wahl gestellt sehen wollte, entweder ohne Verzug den verderblichen Anschlägen Wallenstein’s zu widerstehen oder sich ihnen zu unterwerfen, nahm er einen dem Erzbischof schon einige Zeit vorher gemachten Vorschlag, dass die katholischen Kurfürsten eine Berathung zu Aschaffenburg halten möchten, um ein persönliches Einschreiten sämmtlicher Kurfürsten

  1. Hurter, Wallenstein S. 109. 201. 214.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_046.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)