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Nicht jedoch als ob ihm eine Herrschaft im Sinne der bestehenden Reichsverfassung genügte: die Krone soll in seiner Gewalt eine erbliche werden (re hereditario S. 37), und die aristokratischen Ordnungen des Reichs wird er in eine absolute Monarchie umzuwandeln suchen (mutare l’aristocratia di Germania in monarchia assoluta S. 42).

Um so hohe Ziele zu erreichen, wird er alle selbständigen Gewalten im Reich nach und nach zerbrechen: so die Macht der Hansa, die Kraft der Reichsstädte, vor allem aber die Liga und ihre Armee. Dass er allein über das kaiserliche Heer, und das kaiserliche Heer allein in Deutschland gebiete, ist für ihn die Bedingung des Erfolgs. Eine weitere Consequenz seiner Berechnungen ist es aber, dass die Armee auf Jahre hinaus beisammen bleiben muss und nicht in gewagten Unternehmungen gegen die Feinde des Kaisers und der katholischen Kirche, am wenigsten gegen auswärtige Mächte, wie die Türken, verwandt werden darf, sondern in Deutschland und den kaiserlichen Erblanden durch den Druck der Contributionen und Räubereien alle Gegner der Wallenstein’schen Absichten zu Grunde zu richten hat (ruinare tutti coloro che non dipendono da lui, S. 28). Erst wenn er im Reich sein Ziel erreicht hat, dann wird er in anderen Unternehmungen zeigen, welche Kraft Deutschland besitzt, wenn es einem Haupte unterworfen ist (mostrare nelle altre imprese sue la gran forza della Germania ridotta sotto un capo solo, S. 37).

Ich will bei der Angabe des Inhalts der Berichte nicht weiter ins Einzelne eingehen. Genug, dass der Gewährsmann auch noch eine Charakteristik Wallenstein’s gibt, welche, wenn sie nicht zutreffen sollte, jedenfalls von scharfer und lebendiger Anschauung zeugt, dass er ferner eine Fülle von Thatsachen berührt, welche eine eindringende Kenntniss der Personen und Vorgänge der kaiserlichen Regierung verrathen. Für meine Untersuchung ist die nächste Frage: bieten, in Ermanglung anderer Zeugnisse, die beiden Berichte Erkennungszeichen für den Mann, der mit Wallenstein und Kurfürst Maximilian zugleich in Beziehungen stand und dem Bairischen Sendling diese Eröffnungen vortrug?

    morte dell’ imperatore che può anco essere accellerata in tal caso (S. 35/6). – Il che (des Kaisers Tod) può avvenire o per natura o per arte. (S. 37.)

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_042.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)