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aber der entscheidende Grund ist die beinahe vollständige Passivität, welche der kaiserliche Hof seinen immer dringenderen Mahnungen um Geld, Munition und Proviant entgegensetzt[1]. Also dass die kaiserliche Regierung ihm zumuthet, was ihn eine verfälschte Ueberlieferung derselben entgegenbringen lässt, nämlich Unterhaltung des Heeres ohne Aufwendungen des Kaisers, das macht ihm sein Commando unerträglich.

Wenn wir nun nirgends eine Zurücknahme des vom Februar bis August immer wieder angekündigten Entschlusses finden, dagegen Ende October oder Anfang November abermals die Anzeige Wallenstein’s: jetzt wolle er abdanken –, so ist doch der Schluss unabweisbar, dass letztere Anzeige bloss eine Wiederholung und Bestätigung der früheren Erklärungen war, und dass für Wallenstein wohl neue Gründe der Unzufriedenheit hinzugekommen sein mochten, der Hauptgrund aber, der ihn vorher bestimmt hatte, ihn auch jetzt noch bestimmte, weil er eben in der Zwischenzeit nicht gehoben war.

Gleich in seinen ersten Angaben ist also der Bericht über die Brucker Conferenz unvollständig; er gibt aus der Geschichte der Kündigung und der Unzufriedenheit Wallenstein’s nur die zuletzt hervorgetretenen Momente an. Und selbst die zuletzt hervorgetretenen Umstände gibt er, wie ein genaueres Zusehen lehrt, nicht vollständig an.

Während des Jahres 1626 hatte Wallenstein unausgesetzt neue Werbungen vorgenommen, nicht nur zur Ergänzung seines Heeres, sondern auch zur Verstärkung desselben weit über den ursprünglichen Satz hinaus. Dass diesen Werbungen die kaiserliche Autorisation gefehlt hat, ist schon desshalb unmöglich, weil die Bestallungen und Werbeaufträge für die Obersten der neu zu bildenden Regimenter vom Kaiser unterzeichnet werden mussten. Aber der Kaiser, wie er von dem Feldherrn zur Vermehrung der Armee gedrängt wurde, so sah er sich von den Häuptern der Liga, von Baiern und Mainz, mit Klagen über die Erpressungen dieser Truppen, mit der Forderung einer Verminderung seines Heeres bestürmt. Und in diesem Zwiespalt neigte er endlich auf die Seite der Gegner Wallenstein’s. Schon

  1. Vgl. besonders das Schreiben vom 16. März und Harrach’s Notizen dazu.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_028.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)