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I. Wallenstein’s Ernennung.

Drei Gründe werden für die Behauptung, dass Wallenstein als General einer selbständigen kaiserlichen Armee im Gegensatz gegen die Absichten Baierns und der Liga ernannt sei, aufgeführt: Baiern soll sich vor der Ernennung wohl für die Verstärkung der kaiserlichen Streitkräfte und Beisteuern, nicht aber für die Errichtung einer kaiserlichen Armee ausgesprochen haben[1]. Die Ernennung Wallenstein’s selber soll unter auffallender Geheimhaltung erfolgt sein[2]. In einem Glückwunsch endlich, den Kurfürst Maximilian an den eben erhobenen Feldherrn richtet, soll er nach Wallenstein’s Zeugniss seinen Unwillen verrathen haben[3]. Beginnen wir mit der Prüfung des ersten Satzes.

Im Jahr 1624 stand die einzige Feldarmee, welche in Deutschland im Dienst der katholischen Partei vereint war, im Ober- und Niederrheinischen Kreis und an den Grenzen des Niedersächsischen Kreises. Der Hauptmasse nach bestand sie aus ligistischen, zum kleineren Theil aus kaiserlichen Truppen; ihr General Tilly trat im Auftrag der Liga für den Schutz der Verbündeten, im Auftrag des Kaisers für die Vertheidigung der kaiserlichen Autorität und des Reichsrechtes ein. Ausserdem hatte der Kaiser eine Anzahl Regimenter in seinen Erblanden: sie waren zerstreut über Mähren und Böhmen, Oesterreich und den Oberelsass. Ein Theil derselben marschirte im Winter 1624 bis 1625 nach den Spanischen Niederlanden zur Verstärkung der Spanischen Streitkräfte. Im Hinblick nun auf die von Schweden und Dänemark, von England, Holland und dem Niedersächsischen Kreis, von Frankreich, Savoyen und Venedig drohenden neuen Feindseligkeiten drang Kurfürst Maximilian seit Frühjahr 1624 mit wachsendem Eifer auf Verstärkung der Leistungen des Kaisers für den Krieg im Reich, sei es mit Truppen, sei es mit Geld[4]. Seit März 1625 wies er dann neben den im Norden,

  1. Hallwich, Gindely’s Waldstein S. 6–7.
  2. Hallwich, Wallenstein und Waldstein S. 38. Vgl. Gindely’s Waldstein S. 7–8. Aehnlich Opel, Niedersächs.-Dän. Krieg II S. 159; 237.
  3. A. a. O. S. 7. Wallenstein und Waldstein S. 38–39.
  4. Sendung Tilly’s und Donnersberg’s, 1624 März (Hurter IX S.346 ff.). Baiern an den Kaiser, 1624 Dec. 2, 10, 24, 28 (Berliner Bibliothek,
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_015.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2022)