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unbegründet? Thatsache ist jedenfalls, dass sich gelegentlich eine bedauerlich nachsichtige Auffassung in die Oeffentlichkeit hervorgewagt und praktisch bethätigt hat. Dieser Richtung gegenüber ist eine Verfügung wie die Wolfenbütteler ein beklagenswerther, aber doch nicht ganz unerklärlicher Rückschlag, der nicht lediglich als lästige Behinderung, sondern als Warnung empfunden werden will. Peinlichste Sorgfalt des Benutzers und Strenge der öffentlichen Meinung sind eben unentbehrliche Vorbedingung und Ergänzung jeder weitgehenden Liberalität. Doch, mag Einzelne auch das Wolfenbütteier Memento mit Recht treffen, im Allgemeinen fasst die wissenschaftliche Welt es gewiss nicht als ein Privilegium, vielmehr als das gerade Gegentheil auf, wenn man in ihren Angelegenheiten die Vernachlässigung sogar der „diligentia quam suis“, die man im Erwerbs- und Verkehrsleben Niemandem hingehen lassen würde, milde beurtheilt. Man darf desshalb wohl hoffen, dass die Entwicklung in der Richtung des Preussischen Erlasses bald weitere Fortschritte macht. In erster Linie an einige Deutsche Archivverwaltungen, welche die Versendung von Acten noch versagen, würden sich in dieser Beziehung naturgemäss die Wünsche Deutscher Historiker richten.

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Zeitschriften. Prähistorische Blätter, hrsg. v. Jul. Naue, sind eine im Jahr 1889 neu gegründete Zeitschrift (München, Selbstverlag), deren Mittheilungen, meist Gräberfunde behandelnd, auch in die historischen Zeiten übergreifen. Das Inhaltsverzeichniss des 1. Bandes sondert die Beiträge nach histor. Epochen der Stein-, Bronce-Zeit u. s. w. und man überblickt auf diese Weise bequem, was für die unserer Aufgabe nächstliegende Völkerwanderungszeit in Betracht kommt.

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Eine Art Zeitschrift ist das Spicilegio Vaticano di documenti inediti e rari estratti dagli archivi e dalla bibl. della sede apost. per cura di alcuni addetti ai medesimi, deren 1. Heft soeben bei Löscher in Rom erschien. Besonders Gregorio Palmieri und Isidoro Carini sind bei dem Unternehmen betheiligt. Das Spicilegio soll in zwanglosen Heften von ca. 10 Bogen erscheinen, 4 Hefte bilden 1 Band (zu 16 M.). Die Anordnung der zahlreichen kleinen, einzeln oder gruppenweise publicirten, Documente ist im Allgemeinen eine chronologische.

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Die Archivalische Zeitschrift hat nach Geh.Rath v. Löher’s Rücktritt eine neue Folge begonnen, die „durch das Bayerische allgemeine Reichsarchiv in München“ herausgegeben wird. Reichsarchivdirector L. v. Rockinger schickt dem 1. Bande ein kurzes Vorwort voraus und gibt dann einen sehr erwünschten alphabetischen Wegweiser durch den Hauptinhalt der Bände 1–13, für den archivalischen Handgebrauch vorzugsweise in Baiern. Eine Aenderung im Programm ist nicht beabsichtigt; der Charakter der Zeitschrift, die zwischen dem Archivbeamten und dem historischen Forscher vermittelte, wird also unverändert bleiben. Neu ist die Abth. der kurzen Mittheilungen und die Zugabe eines Band-Registers.

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Für Provinzialzeitschriften sind folgende nicht unwichtige Veränderungen zu verzeichnen: a) Die Württembergischen Vierteljahrshefte, welche bisher von dem statist. Landesamte herausgegeben

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_441.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2022)