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Widerspruch ist auf Schritt and Tritt zu erheben. Der Raum fehlt hier, um die zahlreichen unrichtigen, halbwahren und ungenauen Angaben zu verbessern[1]. Nirgends präcise Forschung, Verlass auf die Behauptungen, nicht einmal auf die Beschreibungen der Kunstwerke.

Untersuchungen über den Styl, die Entstehung, das Verhältniss der Denkmäler zu anderen, über den Charakter der betreffenden Künstler, selbst wenn sie zu den Anonymi gehören, Scheidung des Originalen vom späteren Zusatz u. dgl. finden nicht statt. Wo schriftliche Hilfsmittel fehlen, wo z. B. allein aus formalen Merkmalen Werth und Zugehörigkeit eines Werkes zu bestimmen sind, versagt Prof. Bindi. Er gehört zu denen, für die jeder alte Stein, jedes Trümmerstück, und sei es selbst die plumpeste Figur, Gegenstand andächtiger Verehrung, unbedingten Lobes ist. Er treibt geradezu einen Cultus mit den Dingen. Adjectiva wie bello, stupendo, elegante u. dgl. begegnen überall; und kann sich der Verf. selbst nicht der Wahrnehmung des rohen Aeusseren verschliessen, so hebt er noch die profonda espressione, sentimento und Aehnliches hervor, das für den Mangel in der Technik entschädige. Im Allgemeinen neigt er dazu, den Werth der Kunstwerke zu überschätzen, sie besonders zu früh zu datiren. Die hohe Bedeutung, Ebenbürtigkeit, ja Superiorität der Abruzzesischen Kunst, etwa im Gegensatz zu der Toskanas, ist ihm Glaubensartikel. Nur zwei Beispiele mögen hier die Art, wie Prof. Bindi gearbeitet hat, charakterisiren.

1. Schulz (II. p. 14), wie Bindi (p. 171) geben eine Inschrift von der Kathedrale von Atri. Dieselbe lautet bei dem ersteren: + ANNO

    lese beispielshalber das Capitel über St. Flaviano: 1. Bericht über die alte Römische Anlage (p. 29–36). – Abschnitt. 2. Reflexion über die Kärglichkeit der historischen Ueberlieferung im allgemeinen; theilweise Zusammenstellung der Abruzz. Historiographie, die besser in die Einleitung oder in den Anhang des Buches gehörte. – Abschnitt. 3. Fortsetzung der Beschreibung von St. Flaviano in christlicher Zeit (p. 48 ff.). – Abschnitt. 4. Kurze und unvollständige Uebersicht der Kunstwerke der Provinz (p. 63 ff.); der unterbrochene Faden wird wieder aufgenommen und diesmal zu Ende gesponnen.

  1. Nur einige Beispiele können hier mitgetheilt werden: Pag. 53 ungenaues Citat nach Milanesi und Lenormant über Nicola Pisano. – p. 420 bis 421 die Daten der Kaiserurkunden sind falsch. Es muss heissen (nach Stumpf Reichskanzler Nr. 793 u. 2325) 18. IV. 981; 12. III. 1047 ann. ord. 19, reg. 8, imp. 1. Stumpf schreibt ungenau Kloster (St. Clemente) Casa aurea zu Pescara. St. Clemente a Casauria liegt ca. eine Viertelstunde von der heutigen Bahnstation Torre de’ Passeri (auf der Route Sulmona-Chieti-Pescara), c. 39 Kilometer von Pescara entfernt – p. 500. 1. Fra Tommaso, der Verfasser der „Dies irae“, soll nach P. Bajocco, dem Bindi bestimmt, nicht aus Celano, sondern aus Cellino bei Penne stammen; etc.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_423.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)