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Kleine Mittheilungen.


Zur Sage von der Päpstin Johanna. Soviel ich sehe, hat man bisher nicht bemerkt, dass das Prototyp zu der Sage von der Päpstin Johanna sich in der Erzählung des Chron. Salernitanum M. G. SS. III, 481 Cap. 16 aus dem 10. Jahrhundert findet. Es wird da von einem Patriarchen von Byzanz angeblich zur Zeit des Herzogs Arichis von Benevent erzählt, derselbe habe carnali amore nimirum foedatus seine Nichte als Mann verkleidet bei sich gehabt und sie zu seinem Nachfolger wählen lassen, so dass sie wirklich 1½ Jahre die Patriarchenwürde innegehabt habe. Der Teufel verräth nächtlicher Weile dem Herzog Arichis das Geheimnis, dieser berichtet es nach Byzanz, man entdeckt den Trug, und die Seuche, die das Land befallen, weil der Erlöser zürnt, hört auf.

Man sieht hieraus, dass die Sage von der Päpstin Johanna, welche erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts aufkommt, nicht nur aus localen Römischen Anlässen entstanden ist, sondern ein älteres Vorbild in dieser Geschichte von der Patriarchin von Byzanz hat, deren Kern nach Art der Wandersagen auf Römische Verhältnisse angewandt und weiter ausgeschmückt ist. Ob jener Kern etwa noch älteren Ursprungs ist, möchte ich dahinstellen.

E. Bernheim.     


Der Beiname gran capitan. Dass der in den Italienischen Kämpfen unter Ferdinand d. Katholischen berühmt gewordene Spanische Feldherr Gonzalo Fernandez de Cordoba seinen Beinamen gran capitan mit Recht führte, hat keiner seiner Zeitgenossen bestritten; nur über das Aufkommen des Ehrentitels sind die Meinungen geteilt. Guicciardini schreibt ihn der Spanischen Prahlerei (iattantia Spagnuola) zu, die ihn dem General gleich bei der Ankunft in Italien verliehen habe, einfach um seinen Oberbefehl zum Ausdruck zu bringen. (Storia d’Italia lib. 2; p. 60a der Venet. Ausg. v. 1587). Dagegen bemerkt Zurita (Anales de Aragon V, 93b), dass die Bezeichnung vielmehr

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_412.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)