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Bedeutung und Aufgaben der Dt. Wissenschaft schilderte. Erst das Vatic. Concil veranlasste ihn wieder zu nachdrücklicher Theilnahme an den Kämpfen in seiner Kirche, und so entstanden neben anderem: „Der Papst und d. Concil, v. Janus“ 1869 und die „Röm. Briefe v. Concil, v. Quirinus“ 1870. Der Dogmatisirung der päpstl. Unfehlbarkeit u. des päpstl. Universalepiscopates versagte D. standhaft die Unterwerfung und wurde daher am 28. März 1871 excommunicirt. Nun suchte er die Rettung des Christenthums, wie es ihm vorschwebte, durch die Vereinigung der anglik., griech. u. altkath. Kirchen zu sichern und veranlasste die „Unionsconferenzen“, welche unter seiner Betheiligung 1874–76 in Bonn stattfanden. Als er sah, dass seine Bestrebungen zum mindesten vorläufig einen durchschlagenden Erfolg nicht gewinnen könnten, wandte er seine ganze Kraft wieder wissensch. Arbeiten zu. Aus diesen erwuchsen zahlreiche Reden, welche mit älteren und mit Nekrologen 1888 in zwei Bänden: „Akad. Vorträge“ erschienen. Ausserdem gab er heraus: „Sammlung von Urkk. z. G. des Concils von Trient“, Bd. I, 1876, u. „Beitrr. z. polit., kirchl. u. Cultur-G. der letzten 6 Jhh.“, 3 Bände, 1862–82, sowie mit Prof. H. Reusch gemeinsam: „Die Selbstbiogr. des Card. Bellarmin“ 1887, „G. d. Moralstreitigkeiten in d. Röm.-kath. Kirche“ u. „Beitrr. z. Secten-G.“ 1889. Seine seit 1888 gehaltenen akad. Reden, darunter eine über die G. der relig. Freiheit und die jüngste über die Aufhebung des Templerordens, sind noch nicht gedruckt. In rastloser Arbeit befiel ihn die Grippe, an deren Folgen er starb.     F. Stieve

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Hermann Hildebrand †. Am 29. Jan. hat unsere Wissenschaft in den unglücklichen Baltischen Küstenstrichen einen herben Verlust erlitten. Dr. Herm. Hildebrand, Stadtarchivar in Riga, unstreitig der gründlichste Kenner der Livländ. Geschichte, ist am Herzschlag verschieden. Er war einer der ersten Balten in den histor. Uebungen von Waitz, ein feiner scharfer Kopf, ein anspruchsloser, aber ganzer Mann. Im Auftrage der Baltischen Stände übernahm er vor langen Jahren die Fortsetzung des von Bunge begründeten Livländ. Urk.-Buchs. Nach grossen Reisen und gründlichen Forschungen in den Archiven und Bibll. von Russland, Skandinavien, Dtld. und Italien war er, indem er das Rigaer Archivariat übernahm, an die Ausarbeitung gegangen. Drei Bde. des wahrhaft grossartigen Werkes hat er vollendet, den letzten im Angesicht des Todes, den er seit dem vorigen Herbst selbst heranrücken sah. Vielleicht steht auch das grosse Werk am Rande des Grabes, denn jede Seite ist ein Zeugniss des Deutschthums, diesem aber soll dort bekanntlich ein Ende bereitet werden.     H.

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Antiquarische Kataloge.
Nach Mittheilungen von W. Koch in Königsberg.

Th. Ackermann, München. Kat. 277 a–c: Gesch., Geogr., Reisen, Kunst- u. Lit.-G. u. a. 82 p. – 278: Ital. G. (z. Th. a. d. Nachlass C. Morbio’s). 44 p.

J. Baer, Frankfurt a. M. Kat. 253: Numismatik. – 256: Hessen etc. 2085 Nrr. – 257: Baden, Pfalz, Württemberg. 950 Nrr.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_274.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)