Seite:De DZfG 1890 03 176.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entlegensten Quellen benutzt, Memoiren, Zeitungen, Schmähschriften, Lieder, Bilder etc. Das Buch ist voll von Einzelheiten aus guten Quellen und von pikanten Anekdoten. Es unterhält und belehrt zugleich. Die Ausstattung ist sehr reich, sie enthält eine Reihe von Reproductionen gleichzeitiger Stiche und anderer bildlicher Darstellungen.

H. Monin erzählt dieselben Dinge in anderer Form. Er versetzt sich in die Rolle eines Zeitgenossen und schreibt so das Tagebuch eines Pariser Bürgers während der Revolution[1]; auch dies ist ein belehrendes und unterhaltendes Buch.

Ed. Ollivier will in seinem Buche La France avant et pendant la Révolution[2] aufzeigen, was es in den Einrichtungen des ancien régime Gutes gab, ferner was davon die Revolution zu unterdrücken oder zu modificiren versäumt hat, was nach derselben noch Bestand hatte, und was man mit Hoffnung auf Erfolg wieder aufnehmen könnte. Sein Buch ist also zugleich historisch und geschichtsphilosophisch mit Seitenblicken auf die Politik der Gegenwart. Wie der Verfasser selbst im Vorwort sagt, bietet er nicht neue und eigene Quellen, sondern nur eine gewissenhafte Zusammenstellung.

La France révolutionaire von d’Héricault[3], eine blosse Schmähschrift, und die neue Auflage der Histoire de la société française pendant la révolution von den Brüdern de Goncourt[4] erwähnen wir nur flüchtig, um jetzt zu einer Reihe geschichtsphilosophischer Werke über die Revolution und ihre Folgen überzugehen.

Das erste ist das Buch des Bischofs Freppel: La Révolution française à propos du centenaire de 1789[5]. Für ihn ist der eigentliche Charakter der Französischen Revolution der einer Auflehnung gegen das Christenthum. Daher die von ihr verursachten Uebel, und dem entsprechend auch das Heilmittel einer offenen und einfachen Rückkehr zu den Principien des Christenthums. Es wird uns schwer, Freppel auf dieses Gebiet zu folgen, es genüge zu sagen, dass sein Buch mit Geist geschrieben ist und seine Urtheile öfters nicht unrichtig sind. Uebrigens hat ihm Trogan geantwortet[6] und gezeigt, dass man, um gerecht zu sein, vor allem die Frage stellen muss, ob die Revolution unter den Zeitumständen ihrer Entstehung und nach dem, was vorangegangen war, anders werden konnte, als sie wurde.

  1. Journal d’un bourgeois de Paris pendant la Révolution française (année 1789). Paris, Colin. 12°. viij 435 p. 3 fr. 50.
  2. Paris, Guillaumin. 12°. 632 p. 3 fr. 50.
  3. Paris, Perrin. 8°. xl 756 p. 10 fr.
  4. Paris, Quantin. 4°. 374 p. 30 fr.
  5. Éd. 1–23. Paris, Roger. 8°. 2 fr.
  6. L’Équivoque sur la Revolution française. Paris, Perrin. 8°.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_176.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2022)