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redigirt zu sein scheint, wurden gelegentlich Zweifel geäussert. Man darf aber nicht vergessen, dass Studirende, Lehrer, ja selbst Fachgelehrte in diesem kleinen, sehr billigen Bande den neuen und berichtigten Text wichtiger Urkunden finden werden, die man in den grossen Sammelwerken erst lange suchen müsste. Die Anmerkungen des Verfassers sind vielleicht zu zahlreich und zuweilen überflüssig; viele indessen werden auch gut zu gebrauchen sein.

Ich erwähne sodann einige Publicationen von einzelnen Actenstücken. Zuerst ein interessantes Stück, welches die Namen der tapfern Krieger gibt, die mit ihrem Leibe in der Schlacht bei Crécy den Rückzug Philipp’s VI. deckten[1]; ferner bisher unedirte Fragmente aus dem Inventar der Schätze Herzog Ludwig’s von Anjou, des Bruders Karl’s V.[2] Dieses von G. Ledos in der Nationalbibliothek entdeckte Bruchstück vervollständigt zum Theil den schon früher vom Graf L. de Laborde herausgegebenen Text. Nichts von dem, was das Leben des Herzogs von Anjou, eines der berühmtesten Kunstliebhaber im 14. Jahrhundert, angeht, kann uns gleichgültig sein. Das wiederaufgefundene Fragment enthält ein beschreibendes Verzeichniss zahlreicher Webearbeiten. Ein Artikel von J. Finot weist nach, dass der letzte Wille Karl’s V., ein Befehl betreffend die Steuern und Pachtgelder, der von dem Conseil des jungen Karl VI. geheim gehalten und widerrufen wurde, wenigstens in der Normandie veröffentlicht wurde[3].

Unter den gelehrten Werken und Aufsätzen, welche diesen Zeitraum betreffen, sind mehrere hervorzuheben. Das Buch von Noël Valois über den Königlichen Rath im 14., 15. und 16. Jahrhundert[4] ist keine zusammenhängende Darstellung; es ist eine Sammlung von grösstentheils interessanten Aufsätzen, von denen mehrere schon gedruckt waren, so z. B. der über den Grand Conseil unter Johann dem Guten, welcher schon vor einigen Jahren in der Revue des quest. hist. erschien. Jeder dieser Aufsätze bildet ein Ganzes für sich, sauber, klar, zuweilen etwas trocken; die besten beziehen sich auf das Mittelalter, denn was die neuere Zeit betrifft, so kann man die vom Verfasser ausgesprochene Absicht, die Geschichte der Religionskriege mit Hilfe der Register des Conseils neu bearbeiten zu wollen, sonderbar finden. Immerhin muss man anerkennen: keine dieser Erörterungen ist ohne Interesse, und diejenigen, welche sich mit Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts beschäftigen, werden

  1. Bibl. de l’école des chartes, 1889, p. 295.
  2. Ebenda p. 168 ff.
  3. Ebenda 164 ff.
  4. Le conseil du roi au 14e, 15e et 16e siècle. Paris. 8°. 401 p. 8 fr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_155.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)