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zu würdigen. Daher sei hier nur im Allgemeinen und in Kürze bemerkt, dass sie den grossen Gegenstand gross behandelt und ihn, der „den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen vermag“, weder in den engen Bannkreis einer beschränkten Schulphilosophie hineinzwängt, noch in den engeren jenes Patriotismus, den Lessing als heroische Schwachheit bezeichnet.

Emil Arnoldt.     


Chronologisches. Kindleintag. In den MJÖG 9, 665–67 hat Oscar Redlich den, wie mir scheint, in der Hauptsache überzeugenden Nachweis geführt, dass hie und da, besonders im Salzburgischen die drei ersten Wochentage nach Ostern und Pfingsten nach Analogie der drei ersten Tage nach Weihnachten (des 26.–28. Dec.), also der Montag als Stephanstag, der Dienstag als Johannis Evang., der Mittwoch als Unschuldiger Kindleintag bezeichnet seien. Anknüpfend daran möchte ich darauf hinweisen, dass es in einem Schreiben vom 4. April 1408 aus Hagenau (Dt. Reichstagsacten 6 Nr. 187) heisst: es were hute der kindelin tag. Es ist das auch ein Kindertag um Ostern, von dem man bisher, so viel ich sehe, nichts gewusst hat, der aber nicht nach Redlich’s Anweisung zu erklären ist. Der fragliche Brief ist allerdings an einem Mittwoch, wie R.’s Combination es verlangt, geschrieben, aber nicht am Mittwoch nach Ostern, sondern nach Judica, also zwei Wochen früher. Nun ist immerhin zu beachten, dass von den drei Beispielen, welche R. für den Kindleintag aufführt, zwar das eine Pfingsten betreffende deutlich sagt: Mittwoch nach Pfingsten, dass aber die beiden andern vom Kindleintag zu Ostern sprechen, was auf den Mittwoch nach Judica auch noch passen könnte. Vielleicht führen weitere Beobachtungen zur Entscheidung der Frage, entweder zu einer leichten Aenderung des Redlich’schen Ergebnisses oder zur Trennung dieses Hagenauer Kindleintages von jenen Beispielen. Derselbe würde dann wohl in die Kategorie örtlicher Feiern gehören, wie kürzlich in der Z. f. G. d. Oberrheins (N. F. 3, 376 f.) K. Reinfried für das Schwarzachische ein Kinderfest zu Urbani (Mai 25) nachweist, das, wie er meint, vom Tage des hl. Gregor, des Patrons der christl. Schulen (März 12) in diese günstigere Jahreszeit verlegt sei.

L. Quidde.     



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_142.jpg&oldid=- (Version vom 22.10.2022)