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hört ihn, „den leidenschaftslosesten und gültigsten Richter“, u. a. sagen, „dass ihn Lafayette achtzehnmal betrogen habe“. Auf diesen ist er je länger je schlechter zu sprechen. Er findet, dass „die Ohnmacht Entschlüsse aus sich selbst zu spinnen und das Bedürfniss, geführt zu sein, ihn zum Verräther machen“, wenn er auch „die Freiheit lieben und den Despotismus hassen mag“. Und er fügt hinzu: „Ich äussere hier nichts, wovon ich nicht gleichsam die Anschauung gehabt. Beständig habe ich ihn kalt, unbestimmt, schlaff, mit einem gutmüthigen, aber verlegenen Lächeln gesehen“. Noch übler kommt freilich Robespierre bei ihm weg. Er nennt ihn einen „boshaften Tollhäusler“, „einen Scharlatan, dessen schwarzer Hass aller, welche wahres Verdienst über ihn erhebt, nur allein seinen Fanatism übertrifft… von dem unverständigen Haufen für ein Orakel gehalten, von Schlauen gespornt, von Tölpeln angebetet, dem vernünftigen und unverdorbenen Theile der Jakobiner verhasst“. Auch hier spricht er aus eigener Anschauung. Am 14. Juli 1791 hat er nach einer „republikanischen Mahlzeit bei den Jakobinern“, als er ihn „in einer Allee einsam, aber heiterer als gewöhnlich“ findet, eine Unterhaltung mit ihm, aus der er auf Robespierre’s Zuversicht „in wenigen Tagen Sieger des Throns zu sein“ schliesst. Ein anderes Mal speist er mit ihm, „mit Pethion, Brissot und der bekannten Astronomin Md. Duperry“ bei einem Ungenannten. Er hört daselbst, wie Robespierre „über das repräsentative System herfällt und auf Pethion’s sehr gesunde Widerlegung durch verachtendes Stillschweigen und durch beleidigende Halblaute antwortet, die zu ertragen man so gutmüthig sein muss wie Pethion“. Er lässt eine Charakterschilderung Robespierre’s folgen, die mit den prophetischen Worten endigt: „Robespierre gelangt schwerlich zur Herrschaft über den Theil der Gesellschaft, der auch Ansprüche hat, und endigt, wenn er seinen blutigen Eingebungen bis zum Ausbruche folgt, mit einer Katastrophe“[1]. Nach dem Gesagten wird es nicht Wunder nehmen, wenn der Verfasser der Bruchstücke auch von

  1. Dies ganze Stück von den Worten an: „Es fehlte nicht an Leuten, die sich einbildeten, Mirabeau’s Erben zu sein“, findet sich mit einigen Abweichungen in Archenholz, Minerva 1794 III, 87–95 unter dem Titel: „Robespierre. Ein Fragment aus dem historischen Tagebuch eines deutschen Beobachters in Paris. Geschrieben im Jahr 1792.“
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_103.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)