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Die letzte Hoffnung des so in seinen Erwartungen betrogenen Mannes war an den König geknüpft, den er nochmals um Recht anflehte[1], aber es war für ihn eine schwere Geduldprobe, auf dessen weitere Befehle aus Ungarn zu warten. Erst im October 1426 empfing der Kölner Erzbischof Dietrich die königliche Weisung, welche vier Monate lang aus Ungarn unterwegs war, die beiden Parteien zu verhören und mit Hinzuziehung der Dortmunder nach Minne oder Recht zu schlichten, inzwischen den Ritter zu schirmen. Ungern genug übernahm der Erzbischof den verdriesslichen Auftrag, aber er entschloss sich, die beiden Streitenden auf den 16. December vor sich nach Bonn zu laden, um eine Sühne zu versuchen. Törringer erbot sich sofort zu kommen, wohl im Voraus sicher, dass sein Gegner nicht erscheinen würde. Dann gewann er die Möglichkeit, während für ihn sein Gehorsam gegen den königlichen Befehl sprach, den Unbotmässigen aufs neue gerichtlich belangen zu können.

In der That lehnte der Baiernherzog auf Grund des über seinen Gegner erlangten Urtheils die Einladung des Erzbischofs ab und kam nicht[2]. Kaspar dagegen brachte zum festgesetzten Tage den Freigrafen Albert Swinde, den er offenbar ganz für seine Sache gewonnen hatte, und einige Freischöffen mit sich, und in ihrer und eines Notars Begleitung machte er in Bonn die Runde durch die Stätten, an denen sein Widerpart, wenn er erschienen wäre, sich hätte müssen treffen lassen, in den Kreuzgang von St. Cassius, in den erzbischöflichen Hof, die Remigiuskirche und zum Minoritenkloster. Ueberall wurde feierlich ein Gerichtsplatz abgesteckt und Heinrich’s Name viermal aufgerufen; jedesmal nahm der Notar ein Instrument über den Vorgang auf[3].

Es galt nun, den errungenen Vortheil gerichtlich zu verwerthen. Es war dem Ritter mittlerweile gelungen, ausser Albert Swinde den weiteren Kreis von Freigrafen, welche sich um Dortmund herum gruppirten, für seine Angelegenheit zu interessiren. Die Grösse und Bedeutung der Sache, welche Gelegenheit bot, die Gewalt des heimlichen Gerichtes vor aller Welt kund zu thun, mochte die Freigrafen reizen; ausserdem schien der König selbst für Törringer zu sein. Die Stadt Dortmund

  1. Fr. 267.
  2. Fr. 267 ff.
  3. Fr. 256. 275 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_072.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)