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dass Oranien solche Verhandlungen mit wenigen entschlossenen, zu gewaltsamem Vorgehen geneigten Männern anknüpfte, indem er das Gemeinsame in den Absichten der aufständischen und gehorsamen Provinzen hervorkehrte, die Massregeln, die zu ergreifen seien, zeigte und die Hilfe der Aufständischen zusagte, worauf denn die von ihm Gewonnenen ihren Kreis vergrösserten, indem sie sich mit Personen verbanden, die wohl mit ihnen, aber nicht mit Oranien in unmittelbares Einvernehmen traten.

Nachdem die verwegene That gegen die Vertreter des königlichen Namens gewagt war, kam die Bewegung, welche auf Neuordnung der Niederlande mittelst selbständigen Vorgehens der Stände ausging, in rascheren Fluss. Die Brabanter Staaten säumten nicht, aus dem Staatsstreich, wenn sie ihm auch in ihrer Gesammtheit fremd waren, die weiteren Folgen zu ziehen. Auf ihr Betreiben wurden jetzt die Generalstände nach Brüssel berufen und ihnen die dreifache Aufgabe gestellt: mit Holland-Seeland Frieden und Bündniss zu schliessen, die ausländischen Soldaten aus dem Lande zu jagen, und in kirchlicher und staatlicher Hinsicht die Herstellung und Reform der alten Rechte anzubahnen. Auch in diesem zweiten Abschnitt der inneren Kämpfe begegnen wir überall dem mächtig eingreifenden Einfluss Oranien’s. Er fuhr nicht nur fort, Hilfe zu versprechen, sondern erhielt auch Gelegenheit, den bedrängten Flamländern wirkliche Hilfe zu bewilligen (23. Sept.) und zu senden, und somit die kriegerische Verbindung zwischen den aufständischen und gehorsamen Provinzen thatsächlich herzustellen, ehe noch der Friede zwischen ihnen rechtlich geschlossen war; vor allem aber verfolgte er mit wachsendem Gelingen das Ziel, durch die Kraft seiner Belehrungen, Ermunterungen und Versprechen die Zahl seiner Anhänger zu einer mächtigen Partei auszubilden und mittelst dieser Partei den Gang der Niederländischen Dinge zu beherrschen. Zwei Kreise sind es hauptsächlich, innerhalb deren er seinen Anhang warb: die Volksmassen in den Städten von Brabant und Flandern und die Generalstaaten in Brüssel. Will man seiner

    also Bloyere, der, wie bemerkt, den Verhandlungen wenigstens nahe stand, Liesfeld und einen gewissen de Saulx. Letzterer erscheint in einem an ihn gerichteten Schreiben Oranien’s vom 10. Sept. (Groen I, 5 S. 409) als Mitglied der Brabanter Stände (es heisst „vous autres, Mrs les états“), kann also nicht, wie Groen will, mit dem Zeeländer Roëls identificirt werden.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_034.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)