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Alle Welt wisse, dass die Wünsche der schwedischen Königin auf Wiederherstellung der früheren Souveränität hinzielten, und dass ihr zur Erreichung dieser Absicht kein Mittel zu schlecht oder verwerflich erscheine. Es handle sich daher einzig darum, den Grad der geschwisterlichen Neigung und Liebe des preussischen Königs festzustellen, ob derselbe sich bereit finden lassen werde, die dem Ruhebedürfnisse seines Staates und den Interessen seines Hauses zuwiderlaufenden Pläne seiner Schwester zu fördern[1].

Die preussischen Minister Finckenstein und Hertzberg versicherten auf eine diesbezügliche Anfrage der dänischen Regierung, „ihr königlicher Herr denke nicht anders als seine Vorfahren und kenne seine eigenen Interessen zu gut, um die Wiederherstellung einer Gewalt zu wünschen, die jenen so gefährlich gewesen“. Trüber lauteten die Nachrichten aus Petersburg. Die Kaiserin Katharina sei „in der That wohlgeneigt, der schwedischen Königin ihren Beistand zu leihen und ihren Ehrgeiz zu begünstigen“. Zwar erfahre sie hierin seitens der treuen Rathgeber und Minister energische Opposition; doch erscheine es zum mindesten noch sehr zweifelhaft, ob deren Vorstellungen auf den „kühnen, entschlossenen, zu allem fähigen Geist“ der Kaiserin Eindruck machen würden[2]. Genug, Graf Bernstorff blickte nicht ohne Sorge in die nächste Zukunft. Das Jahr 1764 schien ein für Dänemark unheilvolles werden zu wollen. „Niemals,“ so schreibt er am 15. November 1763, „ist der Norden von einer schrecklicheren Gefahr bedroht gewesen, als er es heutzutage ist, und zwar in Folge des Ehrgeizes und der Vereinigung zweier Fürstinnen und eines Fürsten, die (sagen wir es gerade heraus!) nur dazu geschaffen, das Glück des Nordens zu stören“[3].

Der thatsächliche Stand der nordischen Frage war zu dieser Zeit folgender: Schon während der Regierung Peter’s III. hatte sich eine lebhafte antibourbonische Richtung seitens des Petersburger Hofes gezeigt, die sich bald nach der Revolution vom

  1. Corr. Minist. II, 149–53.
  2. Bernstorff an Schack, 5. November 1763, Corr. Minist. II, 154, Anm. 2.
  3. B. an Sch., Corr. Minist. II, 156.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_437.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)