Seite:De DZfG 1889 02 432.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Alles als ungeschehen, was in der letzten Zeit bezüglich des holsteinischen Zwistes gesagt und gethan worden, und hoffe auf eine Erneuerung und weitere Entwicklung der alten, innerlichen Freundschaft, die Jahrhunderte hindurch zwischen den beiden Höfen bestanden.

Der Sturz Peter’s III. und seine Ermordung wenige Tage später (17. Juli) war für Friedrich den Grossen, wie er in seinen Memoiren sagt, „ein schmerzlicher, fühlbarer Schlag“. Denn wie konnte er hoffen, bei der Kaiserin Katharina die wohlwollende Gesinnung ihres Gemahls wiederzufinden, wenn die ersten Nachrichten aus Preussen und Pommern meldeten, dass die Russen sich zum Wiederbeginn der Feindseligkeiten anschickten, wenn am 9. Juli in Petersburg ein kaiserlicher Ukas erschien, in welchem der preussische König als der unversöhnliche Erbfeind Russlands gebrandmarkt wurde. Kurzum, alle Anzeichen schienen darauf hinzudeuten, dass Preussen sich am Vorabend eines neuen Krieges mit seinem mächtigen östlichen Nachbarn befände[1].

Glücklicherweise bestätigten sich aber diese Befürchtungen keineswegs. Vielmehr entschuldigte sich die Kaiserin schon am 24. Juli wegen der „durch ein Uebermass des Eifers in Preussen hervorgerufenen Missverständnisse“, die sie auf einen angeblichen Uebersetzungsfehler zurückgeführt wissen wollte[2]; und wenn sie auch den preussisch-russischen Allianzvertrag vom 19. Juni nicht ratificirte, so bestätigte sie wenigstens den zwischen Friedrich und ihrem Gemahl abgeschlossenen Friedenstractat vom 6. Mai. So konnte denn auch der preussische König in einem Schreiben vom 20. August an seine Schwester Ulrike die Hauptgefahr als überstanden erklären, indem er ihr versicherte: „Für jetzt glaube ich nichts von Russland befürchten zu müssen. Der kürzlich zwischen mir und ihm abgeschlossene Friede ist bestätigt worden und die Truppen ziehen sich aus meinen Staaten zurück. Freilich gibt es auch nichts von jenem Hofe zu erhoffen[3].“

  1. Oeuvres de Frédéric le Grand V, 191.
  2. Katharina an Friedrich, Petersb. 24. Juli 1762; abgedr. in Sbornik russkago istoritjeskago. Petersb. 1877. XX, 152. Vergl. auch Hermann, Geschichte des russ. Staates. Hamburg 1853. V, 288 u. 289.
  3. Friedrich an Ulrike, 20. Aug. 1762, abgedr. in Fersen’s Hist. Skrift. VIII, 297 u. 298.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_432.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)