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aber verrätherische Haltung des Baron Höpken[1][WS 1], des Leiters der auswärtigen schwedischen Politik, noch bestärken mussten. Aber er hatte sich verrechnet!

Im Schosse des Reichsrathes, der nach Schluss des Reichstages (21. October 1756) die Regierungsgeschäfte allein erledigte, herrschte nämlich eine ungemein kriegerische Stimmung. Das enge Freundschaftsverhältniss zwischen Frankreich und der schwedischen Senatspartei schloss bei dem Umschwung in der französischen Politik eine Stellungnahme für Preussen von vornherein aus. Andererseits hielt man – freilich ohne jeden Grund – den preussischen König für den Mitwisser der Revolutionspläne seiner Schwester und hoffte, bei einem Angriff auf ihren Bruder dieselbe tief im Herzen zu verwunden. Und schrankenloser Hass war es ja, der jene Männer beseelte!

Genug, nur kurze Zeit vermochte die schwedische Regierung den lockenden Anerbietungen Frankreichs und Oesterreichs[2] zu widerstehen. Am 21. März 1757 kam es in Stockholm zu einer Convention, der zu Folge Frankreich und Schweden auf dem Regensburger Reichstage erklärten, sie wollten den westfälischen Friedenstractat vor jeder Verletzung schützen. Nach weiteren Zusicherungen seitens der Alliirten und zeitraubenden, heftigen Debatten wurde endlich am 22. Juni einstimmig im Reichsrathe der Beschluss gefasst, dass 20,000 Mann zur Garantie des westfälischen Friedens nach Schwedisch-Pommern entsandt werden sollten.

Am 22. Juli schrieb der Senator K. Fr. Scheffer[WS 2] – derselbe,


  1. Vergl. die Berichte von Solms Polit. Corr. XIII u. XIV, passim. Die Papiere des Canzleipräsidenten Höpken, von denen ein grosser Theil im Besitz des Grafen A. Lewenhaupt auf Sjöholm befindlich und dort von mir durchgesehen worden, zeigen seine wahre, hasserfüllte Gesinnung gegen Friedrich. Das schon früher erwähnte „Mémoire relativement etc.“ strotzt beispielsweise von den heftigsten Anschuldigungen gegen den preussischen König, „son ingratitude, ses façons d’agir obliques et peu nettes… Elles ne sont point à justifier; elles renversent tous les liens des grandes et petites sociétés.“ Das Urtheil, welches der schwed. Akademiker Freiherr L. de Geer kürzlich über Höpken gefällt, ist zweifellos allzu günstig! Vergl. Svenska Akademiens Handlingar. Bd. 57, Stockh. 1882, S. 243–454.
  2. Vergl. meine Mittheilung „Das Urteil eines schwedischen Diplomaten über den Wiener Hof im Jahre 1756“ in: Mittheilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung X, 288–94.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Anders Johan von Höpken, Schwedischer Reichsrat und Staatskanzler bis 1761
  2. Carl Fredric Scheffer und Ulrik Scheffer, zwei Brüder, pflegten als Botschafter und Schwedische Parlamentsmitglieder die Beziehungen zwischen Schweden und Dänemark, und vertraten Schweden in Paris.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_419.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)