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herangezogen, um ihn lächerlich zu machen, und die bereits angeführte Handschrift des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs enthält sogar eine Böhmische Bibel, in der eine Masse von Bibelstellen zusammengetragen ist, die alle auf den Pfalzgrafen bezogen werden; selbst der Rebus musste herhalten, um ihn zu verspotten.

Die Ausdrücke, mit denen man in solchen Liedern den Pfalzgrafen beehrte, waren nicht sonderlich gewählt, und man drückte sich noch zart aus, wenn man ihn den „untreuen böhmischen Mann“ (O. p. 89), den „flüchtigen Leu“ (Sch. p. 286), das „verwöhnte Kind“, den „treulosen Fritz“ (O. Nr. 24) nannte. In dem einen Liede heisst er ironisch das „edle Löwenherz“, in einem anderen „König von kurzer Zeit“ (D. p. 320), in einem dritten „der arme Dropff“ und „der arm verlorne Sohn“ (W. p. 113). Derber nannte man ihn den „König mit langen Ohren“ (D. p. 21) und höhnend rief man ihm zu:

Man kann ihn König in Lappland machen,
Da ist lang Winter, merk die Sachen.

(Sch. p. 31).     

Gern gefiel man sich darin, sein früheres Glück auszumalen:

Sehr glücklich war er in dem Reich,
So bald hett er nit seines gleich,
Ihm mangelt nit an Leit vnd Land
Regieret weisslich mit Verstand,
Eine Fraw von Königlichem Stamm,
Die mehret jhm sein hohen Nam,
War glückhafftig mit jungen Erben
Sein Stamm so bald nit solt absterben.
Von reich vnd arm von jung vnd alten,
Ward er in grosser ehr gehalten.
Wie solches dann auch billich geschach,
Weil er die höchste Chur versach.
Aus Weltlichen Churfürsten vier
Dem Römischen Reich war er ein zier,
In Summa, jhm war wohl allermassen.

(Germ. Mus. Nürnberg.)     

Um so schlimmer waren die Folgen für ihn:

Der hett zuvor viel Leit vnd Land,
Der hat jetzund ein läre Hand,

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889). Mohr, Freiburg i. Br. 1889, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_399.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)