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erscheinen hier ausführlich die Forschungen von Reeves,[1] Haddan[2] und Skene[3] deutsch verarbeitet. Hätte sich Verf. nur stets an diese Führer gehalten und nicht durch ältere Literatur[4] sich auf die Irrwege der Sage verleiten lassen! Auch W. Robertson[5], Innes[6], Freemann[7] hätte er folgen dürfen. Denn die Art, wie er die Urquellen selbst benutzt, bringt wenig Gewinn: nicht nur fehlen ihm dazu die keltischen und canonistischen[8] Vorkenntnisse – von denen aus m. E. noch höchst fruchtbare Forschungen hier möglich wären –, sondern auch die allgemeine historische Kritik[9], wie sie Heiligenleben gegenüber, denen Verf. unverhältnissmässig viel Raum widmet, besonders noth thut. Da wird aber z. B. für Cuthbert neben Beda eine Fabel verwerthet, die ein halbes Jahrtausend jünger ist[10]. Und mehrfach[11] wird das Latein nur flüchtig verstanden.

Der Wunderglaube und die ultramontane Absicht, jede wichtige Eigenthümlichkeit der keltischen Kirche zu leugnen[12] und ihr gregorianische Strenge[13] unterzulegen, treten zu offen auf, um schaden zu können[14]; wo er Skene widerspricht, hat Verf. m. E. ausnahmslos Unrecht, während er allerdings über Phantasien von vorprotestantischen „romfreien“ Culdeern leichte Triumphe feiert.

  1. On the Céli-dé (1860) und Life of St. Columba 1874.
  2. Councils and eccles. doc. rel. to Great Britain II.
  3. Celtic Scotland 1876–80.
  4. Auch Grub’s erst 1861 erschienenes Werk.
  5. Scotland under her early kings 1862.
  6. Scotch legal antiquities 1872.
  7. Essays [übs. von Locher, Zur Gesch. des MA.s. 1886: Beziehungen zwischen England und Schottland].
  8. Die Echtheit der Bussbücher z. B. wird gar nicht untersucht, der Altus-Hymnus für Columba einfach in Anspruch genommen.
  9. Was S. 925 aus „Anselmus Migne 154“ (lies Eadmer 159, besser bei Raine, Lives of York I, 168) citirt wird, entstammt nur Beda.
  10. Ebenso für Ninian Ailred.
  11. z. B. Beda S. 33; ferner S. 90 [„mit Schilfrohr bedachte“]; S. 103 nicht „Vater Jocelyns“, sondern Bischof Jocelyn von Glasgow; S. 170 nicht „verschwiegen“, sondern gescheit; S. 240 nicht „auf sieben Jahre zu vertheilen“ , sondern sieben statt sechs Jahresrenten einzuziehen; 294 nicht „Teppich von Köln“, sondern Arrastapete mit Darstellung der hl. drei Könige.
  12. Columba in S. Peter zu Rom!
  13. Klerikerehe und Bischofsweihe durch einen Bischof sollen von Anfang an als Unregelmässigkeiten gegolten haben.
  14. Edward’s I. Politik, sich Schottland zu unterwerfen, erfährt (moralisch gegründeten) Tadel, Bonifaz’ VIII. gleiche Absicht nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_205.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)