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durch eine Reihe gediegener und gründlicher Abhandlungen. Die meisten Arbeiten dieser und anderer Rechtsgelehrten wurden in der böhm. Fachzeitschrift „Právník“ und in der böhm. Museal-Z. veröffentlicht.

Wir müssen noch einige Bemerkungen anschliessen über die Fortschritte der böhm. Literaturgeschichte. Nach der Ausscheidung der modernen Fälschungen der K. und Gr. Hs. aus der altböhm. Literatur verschwand auch die erdichtete Theorie von den zwei Strömungen, von denen die eine rein slavisch, die andere rein fremdländisch, westeuropäisch sein sollte, und es steht klar bewiesen, dass die altböhm. Literatur zum Bereiche der westlichen christl. Cultur gehört, die nach Böhmen durch Vermittlung der deutschen Literatur vordrang. Die altböhm. Poesie zum Beispiel, welche ihr Vorbild in den ritterlich-romantischen Epen der dt. adlichen Sänger vorfand, gelangte zu einer ungeahnten Stärke und Blüte. Um die lit.-hist. Durchforschung dieser altböhm. Denkmäler, deren Zahl durch neue Funde neuerlich ungemein sich vermehrt hat, hat (neben Patera, J. Trublář, Menčík) Prof. Dr. J. Gebauer die meisten Verdienste; von diesem ausgezeichneten Kenner der altböhm. Sprache und Literatur werden auch fleissige Vorbereitungen zu einer altböhm. Literatur-G. gemacht.

Die weitere Entwicklung der böhm. Literatur wurde mächtig beeinflusst durch die Reformation, durch die humanistischen Studien und durch das Aufblühen der neuen dt. romantischen Schule. Wichtige Monographien über diese Partien der böhm. Literatur-G. haben J. Trublář, J. Jireček, A. Rybička u. a. geliefert. Von V. Brandl rührt eine gelungene Lebensbeschreibung Josef Dobrovský’s her, des Begründers der Slavistik, dessen reelle wissenschaftliche Thätigkeit heutzutage in Böhmen wieder zu Ehren kommt.

Nach Šafařík’s berühmtem Werke über die slavischen Alterthümer wurde es auf lange Zeit stille auf diesem Gebiete. Erst aus der neuesten Zeit können wir ein bemerkenswerthes Werk erwähnen. Dr. Konst. Jireček’s G. des bulgarischen Volkes (1876), die auch in der dt. Bearbeitung volle Anerkennung fand. In Betreff der Slavistik muss man den bedeutenden Fortschritt verzeichnen, den der gelehrte Verf. dadurch gethan hat, dass er sich von den alten Theorien Šafařík’s über das Wesen und den Charakter der alten Slaven emancipirte.

Einzelne Partien der älteren slav. G. fanden einen fleissigen und tüchtigen Bearbeiter in dem Professor der Warschauer Universität Perwolf, von dem viele Abhandlungen in der böhm. Mus.-Z. und im A. für slav. Philologie veröffentlicht wurden. Von den neuesten

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_191.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)