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irgend welcher Art fremd waren, und der mit unbarmherziger Strenge die Ungehorsamen zu bestrafen Willens war. Heinrich ernannte daher am 13. Februar einen seiner treuesten Begleiter auf der Romfahrt, den Grafen Wernher von Homberg, zum Feldhauptmann für Oberitalien, beauftragte ihn mit der Organisation eines Bundes aller „Reichsgetreuen“ und machte es ihm zur Pflicht, gegen die, welche sich diesem Bunde nicht anschliessen würden, gewaffnet vorzugehen[1]. Diese Ernennung, welche militärisch und politisch die nothwendige Consequenz der vorausgegangenen Ereignisse war, schaffte endlich Klarheit. Dass hier unter „Reichsgetreuen“ nur die Ghibellinen verstanden waren, dass der zu stiftende Bund die Ausrottung der Guelfen und damit zugleich des Princips der nationalen Unabhängigkeit Italiens bezweckte, lag auf der Hand. Es kam Heinrich nur noch darauf an, sich mit Hilfe der Ghibellinen, gleichviel auf welche Weise, den Besitz der Herrschaft zu sichern.

Wenige Tage nach der Einsetzung des neuen Statthalters verliess Heinrich Genua[2], wo er seinen Verwandten Guibert von Aspromonte als Vicar zurückliess[3]. Nach gefahrvoller Seefahrt erreichte er am 6. März Pisa, um in neue, noch schwierigere Verhältnisse einzutreten und auch hier die Undurchführbarkeit seiner allzu kühnen Ideen zu erkennen.

Die von ihm in Oberitalien geschaffene Ordnung ging bald völlig in die Brüche, denn bei seinem Aufbruch von Genua traten auch Padua, Piacenza, Pavia, Tortona und andere Städte, welche bisher noch geschwankt hatten, zur Partei seiner Gegner

  1. Das Diplom über die Ernennung theilt Bonincontro Morigia, Murat. XII, p. 1106–7, mit. Ueber Wernher von Homberg, der sich auch als Minnesänger einen Namen gemacht hat, vergl. v. Wyss in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich, Bd. XIII.
  2. Heinrich urkundet in Genua zum letztenmal am 16. Februar (Böhmer, Reg. Henr. Nr. 456), aber Erzbischof Balduin, welcher nach Bild XVII b des Bildercodex die Ueberfahrt nach Pisa in der Begleitung des Königs machte, erscheint in Genua noch am 18. Februar anwesend in zwei Urkunden, welche Friedensburg (Westdeutsche Zeitschrift für Gesch. u. Kunst III, 300–301) im Regest mitgetheilt hat.
  3. Ferreto von Vicenza 1089; derselbe gibt hier wie in einigen anderen Punkten etwas mehr als seine Quelle Alb. Mussato. Die Einsetzung des Uguccione di Faggiola zum Vicar Genuas, welche Stella 1025 schon jetzt geschehen lässt, ist thatsächlich erst viel später erfolgt.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_146.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)