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Marschall Diego de la Rat nahmen schon am 2. November in Lucca Stellung und bildeten so die Reserve der weiter nördlich vorgeschobenen Bundesarmee. Das Spiel Robert’s bei dieser Gelegenheit war ein unglaublich hinterhaltiges und treuloses. Ende November befahl er dem Diego de la Rat, um des Erfolges desto sicherer zu sein, von Lucca aus in die Lunigiana vorzurücken, ertheilte ihm auch Verhaltungsmassregeln, falls Heinrich VII. wider Erwarten zur See nach Pisa ginge. Zugleich wies er seinen Vicar in der Romagna, Giliberto de’ Santinelli, an, mit 200 Reitern im Bedarfsfalle dem Diego de la Rat zu Hilfe zu eilen[1], und schickte endlich seinen eigenen Bruder Johann, Fürsten von Achaia, nach Rom mit dem Befehle, die Stadt zu besetzen und unter allen Umständen dem Könige streitig zu machen[2]. Und trotz aller dieser offenbar feindseligen Massregeln liess Robert dem Luxemburger gegenüber die Maske immer noch nicht fallen, sondern schickte gerade damals seinen Seneschall Rizzardo Gambatesa sammt dem Archidiakon von Anagni an den Hof des Königs, um trügerische Verhandlungen über eine Familienverbindung der Häuser Anjou und Luxemburg zu führen[3]. Unsere Berichte sind hier sehr mangelhaft und weisen, theils bewusst, theils unbewusst die Tendenz auf, den deutschen König dem Anjou gegenüber argloser erscheinen zu lassen, als er es in Wirklichkeit gewesen sein dürfte[4]. Es steht aber fest,

    schnell von ihrem Schrecken, riefen die Truppen zurück, besetzten Samminiato und Volterra und rückten, als Heinrich seinen Aufenthalt in Genua verlängerte, bis Pietrasanta und Serrezzano vor.

  1. Dies alles ergibt sich aus dem Dankschreiben, welches die Florentiner am 1. December an König Robert richteten. (Bonaini II, 71–73.) Villani 163 lässt irrthümlich erst am 15. December die ersten Truppensendungen Robert’s erfolgen.
  2. Johann brach, wie die Florentiner selbst in Urk. Bonaini II, 75 sagen, am 13. December mit 400 Reitern nach Rom auf. Vergl. auch Tolomeo von Lucca 43–44.
  3. Dieses von Papst Clemens V. eifrig befürwortete Heirathsproject war nicht neuen Datums (vergl. Wenck, Clemens V. und Heinrich VII., p. 147 ff.), unter anderem war darüber auch im Lager vor Brescia verhandelt worden. Nicolaus von Butrinto 87.
  4. Am zuverlässigsten ist der Bericht des Alb. Mussato 406–8. Dies ist auch ganz erklärlich, denn Mussato hielt sich damals in Genua auf und empfing seine Nachrichten aus erster Hand. Schlechter orientirt
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_139.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)