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hätte sich vielleicht ein gesunder Rechtszustand entwickelt, wenn auf beiden Seiten der gute Wille geherrscht hätte, die eingegangenen Verpflichtungen pünktlich zu erfüllen. Indessen die Paduaner hatten ja überhaupt nur dem Zwange nachgegeben, indem sie sich zur Unterthänigkeit verstanden. Jeder Schritt, den der König zu Gunsten der Ghibellinen that, wurde von den Paduanern aufs ängstlichste überwacht, dazu gesellten sich noch Streitigkeiten zwischen Padua und Vicenza, und schon bei der Einsetzung des ersten Vicars, des Parmesen Gerardo de Enzola, kam es am 28. September zu Auftritten, welche zeigten, dass die königliche Herrschaft hier auf ganz unsicherem Boden stand[1].

In Pavia hatten schon im Juni ernstere Ruhestörungen stattgefunden, bei welchen die Ghibellinen schliesslich den kürzeren zogen und aus der Stadt weichen mussten[2]. Heinrich VII. sandte seine Rathgeber Isnard, Erzbischof von Theben[3], und den königlichen Hofrichter Johann Jacobi dorthin. Sie stellten den friedlichen Zustand wieder her, indem sie die am meisten schuldigen ghibellinischen Geschlechter der di Beccaria und der di Curte auf ihre Villen verbannten und ihnen das Betreten der Stadt untersagten[4]. Auch in Novara und Como kam es um diese Zeit zu Kämpfen[5], leider wissen wir aber nichts Genaueres über die Art derselben. Asti befand sich in einer sehr üblen Lage: hatte es gehofft, in Heinrich VII. und dessen königlicher Autorität einen Rückhalt gegenüber den Annexionsgelüsten der benachbarten Barone und Fürsten zu erhalten, so

    im Lager von Brescia urkundlich erwähnt wird (Dönniges II, 11), so ist es wahrscheinlich, dass er die Reise nach Padua in Gemeinschaft mit den heimkehrenden paduanischen Gesandten machte.

  1. Alb. Mussato 391–92.
  2. Guil. Ventura 780.
  3. Isnard von Theben hatte, wie hier beiläufig erwähnt werden mag, im Jahre 1308 das Amt eines päpstlichen Vicars der Stadt Rom bekleidet (Regestum Clem. Nr. 2990, 3450, 3577, 3591, 3594 u. ö.) und war mit den italienischen Verhältnissen sehr vertraut. Auch scheint er sich durch seine Friedensvermittlung die Zuneigung der Pavesen in hohem Grade erworben zu haben, denn bald darauf, am 5. August, finden wir, dass er durch Papst Clemens V. zum lebenslänglichen Administrator des gerade erledigten Bisthums Pavia ernannt wird. (Urk. Reg. Clem. Nr. 6854.)
  4. Bonaini I, 182–83.
  5. Guil. Ventura 778.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_132.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)