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Hoffnung auf schnellen Erfolg auf. Er beschloss Lombardien zu verlassen und nach Rom zu eilen. Der Generalvicar Amedeus von Savoyen sollte zurückbleiben und die Belagerung zu Ende führen. Er sollte zu diesem Zweck ausser den 1500 Mann, welche ihm ohnehin zu Gebote standen, noch 13 000 Mann Fussvolk und 2000 Mann zur Bedienung der Schleudermaschinen erhalten[1]. Das Heer begrüsste den Plan mit hellem Jubel[2]. Doch kam derselbe nicht zur Ausführung. Eine furchtbare Seuche, verursacht durch die glühende Sonnenhitze und die Verpestung der Luft durch die Leichname der Gefallenen wüthete schon seit Mitte August entsetzlich in den Reihen der Belagerer. Anfang September griff dieselbe auch in die Stadt über und richtete hier bald noch grauenvollere Verheerungen an[3]. Die Wirkungen machten sich bald geltend: die Armee der tapferen Vertheidiger begann zu erlahmen. Soeben noch hatten die Brescianer in Briefen an die Florentiner der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass das königliche Heer mit Spott und Schande abziehen werde[4]. Jetzt halfen keine Ermahnungen, keine Geldsendungen der Florentiner mehr[5]. Als Cardinal Lucas Fieschi am 5. September abermals in der Stadt erschien, nahmen die Brescianer

  1. Alb. Mussato 391. Die Zahl der zu stellenden Soldaten gibt derselbe auf „tresdecim milia“ an. Barthold II, 51 setzt dieselbe ganz mit Unrecht auf 3000 herab, denn jene 13 000 Mann sollten, wie sich aus Mussato ergibt, nicht dem deutschen Heere entnommen werden, sondern durch die italienischen Städte selbst aufgebracht werden.
  2. Freilich Nicolaus von Butrinto 87 will uns glauben machen, Heinrich habe besorgt, dass es im eigenen Heere zu Widersetzlichkeiten kommen werde, wenn man daran ginge, die Belagerung aufzuheben. Es ist das aber wohl nur dafür charakteristisch, dass dieser Bischof seinem apologetischen Zwecke zuliebe auch offenkundige Lügen nicht scheute.
  3. Alb. Mussato 393. Joh. de Cermenate 1260.
  4. Einen solchen Brief, der in die Hände der Deutschen gefallen war, theilt Nicolaus von Butrinto 87–88 im Auszuge mit; es ergibt sich aus demselben, dass die Brescianer, um die Florentiner zu desto nachdrücklicherer Unterstützung zu bewegen, auch lügnerisch über Siege berichteten, wenn sie nur Niederlagen erlitten hatten.
  5. Ueber den regen Verkehr, welcher zwischen Brescia und Florenz während dieser ganzen Zeit bestand, vergl. Bonaini II, 36–39, 41–42. Noch Anfang September zahlten die Florentiner einem brescianischen Bevollmächtigten 1000 Goldflorin aus. Es lag ihnen ja alles daran, den König möglichst lange in Lombardien festzuhalten.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_128.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)