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vollziehen[1]. Als die ersten langten Arnald de Frangeriis, Cardinalbischof von Sabina, und Leonard de Guercino, Cardinalbischof von Albano, am 7. August vor Brescia an; der erstere war zugleich bestimmt, als „legatus a latere“ zu dienen, und dieserhalb mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet. Wenig später kamen Nicolaus de Prato, Cardinalbischof von Ostia, und Lucas Fieschi, Cardinaldiakon von St. Maria in via lata, nach. Ein fünfter, Franciscus de Campofloris, Cardinaldiakon von St. Lucia in Silice, weilte in Rom und bereitete hier alles für die bevorstehende Krönung vor[2].

Die vier im Lager vor Brescia anwesenden Cardinäle begaben sich nun nach Verlauf von acht Tagen, also wohl etwa am 15. August, in die Stadt, hielten den Brescianern, wie es Papst Clemens befohlen hatte, ihr Unrecht vor und forderten dieselben auf, zum Gehorsam gegen die Curie zurückzukehren. Natürlich richteten sie nichts aus, denn die Brescianer erklärten zwar der Kirche und dem Papste gerne dienen zu wollen, nie aber einem so tyrannischen und parteiischen Könige wie Heinrich VII.[3]. Die Cardinäle erstatteten dem Könige über diesen Misserfolg Bericht und zogen sich dann, um nicht die Greuel des Krieges mit ansehen zu müssen, Arnold nach Soncino, die anderen drei nach Cremona zurück.

Nachdem am 20. August noch ein grosser Sturm, welcher mit Aufbietung aller vorhandenen Streitkräfte unternommen wurde, fehlgeschlagen war, gab Heinrich, zumal er von den Cardinälen erfahren, dass die Brescianer noch gut verproviantirt waren, die

  1. Die ihnen vom Papste ertheilten Vollmachten und Anweisungen datiren vom 19. Juni. Reg. Clem. Nr. 7181, 7548–7581. Theiner I, 447–49. (Vergl. auch Reg. Clem. Nr. 7179, 7180, 7530–7546 und 7588). Ein Schreiben Clemens’ V. an Heinrich VII. vom 8. Juli, das auf diese Sache Bezug hat, findet sich Bonaini I, 186–87.
  2. Alb. Mussato 384. Joh. de Cermenate 1260. Jacopo Malvezzi 972 gibt das Datum des 7. August an. Es wäre zu untersuchen, ob Malvezzi dasselbe nicht vielleicht älteren schriftlichen brescianischen Quellen verdankt.
  3. Hauptquelle für alles dies ist Alb. Mussato 384 ff. In einigen Einzelheiten treten Ferreto von Vicenza 1076 und Jacopo Malvezzi 973 ergänzend hinzu. Bei Mussato liegt hier jedoch ein Fehler vor, für welchen mir die Erklärung fehlt, denn während er am Anfang nur die Cardinalbischöfe von Sabina und Albano in die Stadt gehen lässt, hält nachher bei ihm plötzlich der von Ostia die Ansprache an die Brescianer.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_127.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)