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Heinrich empfing sie sehr ungnädig, doch liess er sich nach langem Bitten zur Milde stimmen und sicherte beiden Städten seine Verzeihung zu[1]. Der Marschall Heinrich von Flandern ging gleich am nächsten Tage nach Lodi und Crema und ergriff, nicht ohne Schwierigkeiten[2], von beiden Städten für den König Besitz. Dieser selbst folgte am 19. April nach[3] und stellte dort den Zustand, wie er vor dem Aufruhr geherrscht hatte, wieder her[4]. Antonio di Fissiraga und eine Anzahl anderer vornehmer Lodesen bildeten auf dem weiteren Marsche

    von Butrinto 84: „die, quo vestri nuntii… publicarent gratiam, quam regi faciebatis super commissione sue coronationis“ führen.

  1. Der Zorn des Königs wurde ganz besonders durch den Umstand erhöht, dass der treulose Antonio di Fissiraga einer der Gesandten Lodis war. Es bedurfte erst der Fürsprache der Königin und des Grafen Amedeus, um den König zu besänftigen. Auch Erzbischof Balduin von Trier wird sich zu Gunsten der Bittenden verwandt haben, denn er erhielt ungefähr um diese Zeit von der Commune Lodi 100 Goldflorin geschenkt. Dies geht aus einem von Balduin eigenhändig verfassten Einnahmeverzeichniss (Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft I, 450) hervor.
  2. Joh. de Cermenate 1250–52 schildert wenigstens, wie die Stimmung zu Lodi beim Eintreffen Heinrich’s von Flandern immer noch sehr kriegerisch war und die Bürger die Thore erst öffneten, als man drohte, die als Geisseln zurückbehaltenen lodischen Gesandten zu tödten.
  3. Heinrich urkundet am 19. April – das Osterfest hatte er in Pavia gefeiert – noch zu Mailand (Urkunde hrsg. von E. Winkelmann in Forschungen z. dt. Gesch. XVIII, 480), am selben Tage aber auch schon zu Lodi. (Böhmer, Reg. Henr. Nr. 386. Bonaini I, 174–76 und Böhmer, Reg. Henr. Nr. 388.) – Eine höchst fabulose Geschichte von der Untreue eines königlichen Unterkanzlers, welcher während des Mailänder Aufenthalts einen Anschlag zur Ermordung des Königs und seines ganzen Heeres entworfen haben sollte, erzählen die Gesta Baldewini 216–17. Schon Dominicus, Baldewin von Lützelburg p. 107, Anm. 4, und Dönniges, Kritik etc., p. 104–105, haben das Ganze – und mit Recht – für ein schlecht erfundenes Märchen erklärt. Trotzdem sucht Irmer, Die Romfahrt König Heinrich’s VII. im Bildercyklus des Codex Balduini Treverensis (Berlin 1881), die Geschichte zu retten durch Heranziehung einer Stelle der Bologneser Chronik des Matteo de’ Griffoni, Muratori XVIII, p. 137. Bei Vergleichung mit der Historia miscella Bononiensis, Muratori XVIII, p. 322, hätte Irmer aber leicht merken können, dass es sich an jener Stelle des Matteo de’ Griffoni nicht um einen Unterkanzler Heinrich’s VII. handelt, sondern um einen Bologneser Notar, der auf Befehl des Podestà von Bologna hingerichtet wird, und der mit Heinrich VII. nicht das Mindeste zu thun hat.
  4. Bonaini I, 176–77.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_118.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)