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wollen[1]. Dieser Schritt des Königs war äusserst klug, denn durch jenes Versprechen legten alle Anhänger des gemässigten Guelfenthums gewissermassen das Gelöbniss ab, auch ferner trotz der Mailänder Vorgänge eine Stütze für die Friedenspolitik des Königs bilden zu wollen. Ausserdem aber wurde die Kluft innerhalb der guelfischen Partei noch mehr als bisher erweitert.

Dieses war denn auch der einzige wirkliche Erfolg, den das entgegenkommende Verhalten des Königs hatte. Denn als Antonio di Fissiraga, der ehemalige Gebieter von Lodi, der, wie wir annehmen müssen, von den drei anderen Guelfenführern mit der Ausführung des Vermittlergeschäftes betraut war, die Aufständischen zum Gehorsam gegen den König und zur Annahme der gestellten Bedingungen aufforderte, richtete er nirgends etwas aus. Guido erklärte, lieber umkommen als um die Gnade des Königs betteln zu wollen, und in den aufrührerischen Städten hatte man für Heinrich’s Anträge nur Hohn und Spott, man legte seine Milde wohl gar als Schwäche oder als Hinterlist aus. Die Folge war, dass zunächst die della Torre als Hochverräther geächtet und ihres Besitzes, soviel noch von der Plünderung verschont geblieben war, beraubt wurden. Das feste Monteorfano gelang es bald darauf zu erstürmen, doch hatten Franceschino und Simone della Torre Zeit gefunden, nach Cremona zu entkommen.


II.

Sehen wir nun zu, in welcher Weise die aufständischen Bewegungen verliefen, welche in Folge des Mailänder Aufruhrs in so

  1. Ueber alles dies liegt ein wichtiges Protocoll vor bei Dönniges II, 3–4. Vergl. auch Alb. Mussato 349. Wie hohen Werth Heinrich VII. auf die Freundschaft und Treue der Guelfenführer legte, geht auch daraus hervor, dass er dieselben damals auf jede Weise auszeichnete. So bestätigte er dem Filippone di Langosco nicht nur mancherlei Privilegien (Winkelmann, acta imperii inedita II, 251–52), sondern beschenkte ihn auch mit der Stadt Casale (Nicolaus von Butrinto 83, Alb. Mussato 333), schlug ihn endlich am Osterfeste (11. April) zum Ritter. Dem Simone da Colobiano von Vercelli verlieh er die erbliche Grafenwürde, begabte ihn mit 1000 Reichspfund aus den Einkünften zu Vercelli und zeichnete ihn gleichfalls durch Privilegbestätigungen aus. Vergl. die Urkunden bei Capellina, i Tizzoni e gli Avogadri (Torino 1842), p. 98 ff., und Nicolaus von Butrinto 83.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_112.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)