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Namen des Königs Karl in Florenz erwarte, gerichtet, und das dieser dem Podestà gezeigt habe. Darauf schlägt Zambertus dei Cavalcanti vor, der Podestà, der Capitano und die Magnaten sollen dem Legaten entgegengehen und ihn alacriter empfangen. Das wird wohl auch beschlossen sein. Aber der Beschluss ist nicht auf uns gekommen. Jedenfalls kam der Kanzler nicht am 20. oder 21. nach Florenz, wenn er, wie Guido de Corvaria berichtet, mit Schreiben des Papstes und des Königs dort eintraf. Denn der Brief des Papstes an die Universos marchiones… ceterosque per partes Tusciae Romano subjectos imperio (Potthast 21 757) ist vom 21. Mai aus Orvieto datirt und das Schreiben des Königs gar erst vom 24. Mai (Lami, Monumenta e. Fl. I, 459). Da auch erst am 29. Mai im Rath des Podestà über ein Antwortschreiben an den Kanzler berathen wird, so wird wohl anzunehmen sein, dass dieser erst gegen den 24. Mai in Florenz eingetroffen ist und nur das päpstliche Schreiben vorweisen konnte. Zu dieser Annahme finde ich mich durch die Notiz des wohlunterrichteten Chronisten Paolino Pieri gedrängt, der da sagt, die Florentiner hätten dem Kanzler geantwortet, sie könnten nichts ohne die ausdrückliche Einwilligung des Königs Karl thun. Hätte Rudolf das Schreiben Karl’s vom 24. Mai schon vorweisen können, so wäre ja diese Ausrede unmöglich gewesen. Gestützt wird diese Vermuthung über das späte Eintreffen des Briefes des Königs noch dadurch, dass die Räthe der Stadt dem König erst am 20. Juni zu antworten beschliessen. Leider unterrichten uns die Consulte nicht über die Antwort der Comune; am 29. Mai wird zwar auf den Antrag des einflussreichen Bonaccorso Bellincioni degli Adimari beschlossen, dem Kanzler sobald als möglich seinem Verlangen gemäss die Gelegenheit zu bieten, der grossen Rathsversammlung und dem Parlamente die Propositionen des Königs Rudolf vorzutragen. Das muss auch sofort geschehen sein. Denn am 30. Mai beschliesst der grosse Rath auf den Rath Lottos de Alleis dem Kanzler nicht durch den Rath, sondern durch eine Commission, deren Mitglieder bestimmt werden, und der die weitgehendste Vollmacht ausgestellt wird, zu antworten. Was aber geantwortet worden ist, erfahren wir durch die Consulte leider nicht. Jedenfalls lautete die Antwort, wenn nicht ganz abweisend, so doch hinhaltend, wie Paolino Pieri berichtet. Der Hofkanzler ging von Florenz den Arno abwärts nach der Reichsburg San Miniato del Tedesco, von wo die Reichsvicare Friedrich’s II. Tuscien verwaltet hatten.



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_096.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2022)