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transivit Dominus Papa, scilicet Gregorius X., per Florentiam, et fecit Pascha Nativitatis tunc sequens apud Aretium… Die Veneris X Januarii decessit Dominus Papa. Muratori, Scr. r. Ital. XXIV, p. 685.

Ptolomaeus Lucensis schreibt in den Annalen von Lucca: Eodem anno Gregorius rediens de concilio venit Florentiam, ibique stetit per mensem ad tractandum pacem inter cives, et inde recedens venit Aretium etc.

Der Papst selbst schreibt in einem vom 1. Januar 1276 aus Florenz datirten Briefe (Potthast Nr. 21 097) an König Karl, er sei am XVIII. kal. Januarii zu Santa Croce in der Diöcese Florenz angekommen, ubi die una solito itineris intermisso labore deinde versus Aretium procedentes, festum nativitatis dominicae ibi proponimus celebrare, dann wolle er, wenn es sein Zustand gestatte, nach dem Kirchenstaate aufbrechen.

Alle diese Nachrichten, selbst das päpstliche Schreiben, enthalten falsche Angaben. Die Nachricht des Tolomeo von Lucca ist die unrichtigste. Der Papst konnte sich keinen Monat in Florenz aufhalten, er konnte damals keinen Frieden schliessen. Es ist eine Verwechslung mit dem früheren Aufenthalte des Papstes in Florenz, die Tolomeo hier begeht.

Die Zeitangabe des Guido de Corvaria ist gleichfalls falsch. Das ergibt sich aus dem Briefe des Papstes, der an Karl schreibt, er sei am 15. December in der Villa des Cardinals Ottaviano de’ Ubaldini zu Santa Croce im Mugellothale, nordöstlich von Florenz, an der Strasse von da nach Bologna, angekommen. Das Datum des 13. December bei Guido ist auch schon desshalb falsch, weil dieser Tag gar kein Donnerstag war.

Aber auch die Datirung des Briefes des Papstes an König Karl vom 1. Januar ist unrichtig. Raynaldus hat das auch schon wohl gesehen, da er den Brief ohne Datum und noch zum Jahre 1275 setzt. Ist der innere Widerspruch schon entscheidend, da der Papst dem Könige am 1. Januar nicht geschrieben haben kann, dieser möge nach der Feier des Weihnachtsfestes und der sich ihm anschliessenden Feste nach Rom, oder wo er, der Papst, sich aufhalten werde, kommen, so ergibt sich die falsche Datirung des Schreibens ebenso sicher aus dem Factum, dass der König schon am 25. December 1275 den Brief des Papstes empfangen hat. Denn an diesem Tage ernennt Karl seinen Neffen, den Grafen Robert von Artois, zu seinem Generalvicar im Königreich diesseits des Faro, da er sich nach Rom zum Papste begeben müsse. (Arch. Stor. S. III, Vol. 24, p. 400.) Ich vermuthe daher, dass das Schreiben des Papstes an Karl wohl schon in Santa Croce geschrieben, aber von Florenz aus datirt ist, weil der Papst Florenz auf seiner Reise passirend (versus Aretium procedentes, s. oben) es dort vielleicht dem Vicar Karl’s zur Weiterbeförderung übergeben wollte. Das genaue Datum war in das Concept, nach dem der Abdruck bei Campi, Storia di Piacenza II, 485, und Raynaldus erfolgte, noch nicht eingetragen. Diese Vermuthung setzt allerdings voraus, dass es möglich war, von Florenz eine Estafette nach Neapel in 6–8 Tagen gelangen zu lassen. Ich halte das in diesem Falle nicht für ausgeschlossen, wenn auch Handelscouriere von Florenz nach Neapel 10–12 Tage in der Regel brauchten.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_094.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2022)