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hochgemuthen Söhne Farinata’s degli Uberti sollen mit einem Scherz auf den Lippen in den Tod gegangen sein.

Nachdem sich Fucecchio und andere Castelle der siegreichen Partei ergeben hatten, musste sich auch Poggibonzi dem Guido von Montfort unterwerfen. Die alte Ghibellinenfeste wurde dieses Mal bis auf den Grund zerstört. Die guelfisch-angiovinische Partei war die Siegerin geblieben und König Karl’s Macht schien für immer befestigt zu sein. So sah er auch selbst jetzt seine Lage an. Denn nun erst liess er seine vier Kinder, welche bis dahin vorsorglich in der Provence zurückgeblieben waren, zu sich nach Italien kommen. Am 11. Mai 1270 verliessen sie seine getreue Stadt Florenz auf der Durchreise nach dem Süden.

Und doch gab es Elemente genug, welche Italien noch in Aufregung erhielten. Mit Karl hatten die leitenden Mächte Italiens, das Papstthum und das aufstrebende Bürgerthum der Städte, den ersten, später oft wiederholten Versuch gemacht, einen Feind ihrer nationalen Entwicklung durch einen anderen zu verdrängen. Sie empfanden es gleich damals, dass sie nur einen Herrn mit einem anderen vertauscht hatten. Und ein sanfter und uneigennütziger Gebieter war König Karl am allerwenigsten. Auch seine provençalischen Ritter erwarben sich nirgends Freunde. Wie selbst die Florentiner sie gerne wieder los geworden wären und sie mit italienischen Statthaltern vertauscht gesehen hätten, sahen wir schon. Wie hätte sich der specifisch italienische Geist – denn von einem Nationalgefühl in unserem Sinne zu reden, wäre für diese Zeiten noch verfrüht – nicht auch in der Institution regen sollen, die wie kaum eine andere ein Product dieses Geistes ist?

Papst Clemens IV. war am 29. November 1268 gestorben. Drei Jahre lang liess es der Gegensatz der italienisch und französisch gesinnten Cardinäle zu keiner Papstwahl kommen. Ein kirchliches Interregnum war eingetreten wie das politische nach dem Tode Kaiser Friedrich’s II. Der Mittelpunkt des hierarchischen Systems der Kirche schien sich auflösen zu wollen und alles, was dem Volke im Getümmel der Zeit noch heilig geblieben

    gegen die Glaubensanschauungen der Zeit verbittert und mit einem antiken Stoicismus erfüllt. Wir stossen schon jetzt auf Aeusserungen, die man dem Zeitalter der Renaissance entsprungen denken könnte. – Villani VIII, 35 hat sich hier wieder einen Zusammenhang construirt, der nicht existirt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_056.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)