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nous ait baillest (et) envoie par decha quelque instrucion en laquelle sont contenues plusieurs choses injustement faites contre moy et malignement excogitees, et combien que nullement puise croire que ce procede (de) vrẽ voulonte et sentence ne que ladicte instrucion ai teste despechee de vrẽ ceu et voulonte, neantmoins je me trouve non petitement blesse. Er sei auf das Schmerzlichste davon berührt. Da er Niemand an Treue und Ergebenheit gegen den Kaiser nachstehe, ihn wie seinen Vater verehre, so habe er gemeint, Karl könne solche Dinge nicht nur nicht schreiben, sondern nicht einmal denken. Er könne dazu nur von solchen angestiftet sein, welche von ihrer Zwietracht Vortheil hofften. Seine (Ferdinand’s) Ehre sei aufs empfindlichste durch diese Instruction des Kaisers, die schon überall bekannt sei, gekränkt. Karl möge doch bedenken, wie derartige Vorfälle ihnen beiden schaden müssten. Er beschwört den Bruder bei Gott und dem Mutterleibe, so bösen Verdacht zu bannen und die Verleumder zu strafen.

Man kann kaum etwas Dringenderes und Rührenderes lesen als dieses Schreiben Ferdinand’s. Unter demselben aber lesen wir, ich meine von Gattinara’s Hand, Ferdinand sei zu antworten, comme Sa Majeste ne scet riens que Hannart ayt eu charge de dire ny proposer chose que soit ou doit estre au prejudice de lhonneur et reputacion de Monseigneur son frere, ny entend avoir signe instruction de la substance contenue en la copie envoyee. Et si telle chose eust este faicte, ce seroit au desceu de Sa Majeste et pour quelque habilete, dont Sa Majeste se trouveroit tres desplaisant et le vouldroit bien chastier. Der Kaiser lasse an Hannart schreiben, er solle seine Originalinstruction einsenden; dann werde sich die Wahrheit herausstellen und der Kaiser alles thun, um Ferdinand’s Ehre volle Genugthuung zu gewähren.

Hiernach lässt sich nun doch wohl kaum zweifeln, dass die copie envoyee jenes lateinisch abgefasste Schriftstück gewesen sei[1], dass Hannart eine solche Instruction (wie sie auch immer

  1. Wenn Ferdinand in dem Briefe an den Kaiser die Uebersendung dieser Copie nicht erwähnt und dieselbe auch jenem Briefe nicht beiliegt, so erklärt sich das daraus, dass Ferdinand alle Details seinem Gesandten am kaiserlichen Hofe, Martin de Salinas, aufzutragen pflegte. Von den Briefen Ferdinands an diesen Salinas haben sich im Wiener Archiv nur ganz vereinzelte Fragmente erhalten.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_008.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)