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Botschafter zum Nürnberger Reichstage des Jahres 1524 ertheilt hatte, und von dem ganzen Auftreten dieses Hannart während der Nürnberger Verhandlungen. Eben Hannart sollte nun auch jene Werbung an den Kurfürsten ausrichten und ihm gleichzeitig eröffnen, dass aus jener Heirath nichts werden könne, da sich der Kaiser durch wichtige Interessen genöthigt sehe, seine Schwester Katharina mit Portugal zu verbinden. „Es scheint,“ sagt Ranke, „als habe Hannart, statt Salamanca zu stürzen, ihn vielmehr auf seine Seite gezogen: die Zuschrift wenigstens, durch welche der Kaiser den Kurfürsten von Sachsen aufforderte, zur Entfernung Salamanca’s mitzuwirken, lieferte er demselben nicht aus.“ Ranke meint mit dieser Zuschrift doch ohne Zweifel das von Förstemann publicirte Actenstück, dessen Echtheit er offenbar nicht bezweifelt. Woher er weiss, dass Hannart dasselbe dem Kurfürsten nicht übergab, sagt er nicht; es ist freilich im höchsten Grade wahrscheinlich. Wie kam es dann aber in des Kurfürsten Archiv? Bucholtz theilt zwar einen Brief Ferdinand’s an Karl mit, worin er sich über das anmassende und dem kaiserlichen Interesse schädliche Benehmen Hannart’s bitter beschwert; dass aber dieser von Karl derartige Aufträge gehabt habe, verräth er mit keiner Silbe. Auch Chmel, welcher doch diese Jahre der Geschichte Ferdinand’s fleissig durchforscht hatte, erwähnt bei der Mittheilung einer anderen Beschwerde Ferdinand’s über Hannart[1] nichts von solchem Vorkommniss. Wird es da nicht doch recht wahrscheinlich, dass jene „Werbung“ auf irgend einer Erfindung oder einem Missverständniss beruhe?

Nun aber findet sich in dem Wiener Archiv[2] unter der Correspondenz Karl’s (P. A. 3) dasselbe Actenstück in vervollständigter lateinischer Fassung. Sie ist auch nur gleichzeitige Abschrift, vermuthlich ebenfalls Uebersetzung aus dem französischen Original; denn die Werbung an den Kurfürsten stellt sich hier als ein Stück der Hannart ertheilten Instruction dar. Der Kaiser sagt darin unter anderem, er höre, dass sein Bruder contra consuetudinem Germanicae nationis hucusque observatam gubernare. Nam Majestati suae venerunt informationes et avisationes

  1. Archiv für österreichische Geschichte 1, 139.
  2. Mit diesem kurzen Ausdrucke meine ich selbstverständlich immer das Haus-, Hof- u. Staatsarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_005.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)