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Differenzen zwischen Karl V. und seinem Bruder Ferdinand im Jahre 1524.
Von
Hermann Baumgarten.


Es mag nicht oft vorgekommen sein, dass zwei Brüder, welche nebeneinander regierten, ein ganzes Leben hindurch so einträchtig zusammengewirkt haben, wie Karl V. und König Ferdinand, und zwar unter Verhältnissen, welche so mannigfaltige Anlässe zu tiefgreifenden Differenzen enthielten. Denn wenn auch beide im Grossen und Ganzen durch dieselben Interessen, durch gleiche Gesinnungen und Bestrebungen zusammengehalten wurden, so gab es doch in der Natur der von ihnen regierten Länder und der ihnen gestellten Aufgaben so viel Gegensätzliches, dass oft ein starkes Auseinandergehen ihrer Politik kaum vermieden werden zu können schien. Seit Ferdinand König von Ungarn geworden war, konnte ihm die wesentlich gegen Frankreich gerichtete Politik des Kaisers nicht mehr conveniren; er musste jetzt ebenso dringend den Frieden unter den christlichen Mächten wünschen, damit sie ihre vereinigten Kräfte gegen den Türken kehrten, als er früher seine begehrlichen Blicke auf Italien und Burgund geworfen und den Kriegseifer des Bruders gegen König Franz geschürt hatte. Wir hören denn auch seit 1526, namentlich aber seit 1528 aus seinem Munde immer ungeduldigere Mahnungen an den Kaiser, er möge dem Kriege mit Frankreich ein Ende machen und alle seine Kräfte auf die Beschirmung der Christenheit vor den Ungläubigen concentriren, während umgekehrt Karl der Meinung ist, Ferdinand solle sich mit einem leidlichen Abkommen

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Diverse: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889). Mohr, Freiburg i. Br. 1889, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)