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eine Reihe inhaltlich werthvoller Notizen, fortgelassen (nicht einmal beschrieben), auf einen langst widerlegten Irrthum Hardy’s hin. Eine Genealogie der Hss. ist nicht versucht, die frühesten, die von Matheus Paris fortgesetzten, sind nicht erwähnt, geschweige Luard’s Ausgabe für den Text benutzt; dass die Hss. Douce und Otho collationirt sind[1], macht den einzigen Werth des Buches aus. Für die Kritik ist nichts geschehen, auch Luard’s und meine Arbeit sind nicht verwerthet: Quellennachweis, Unterscheidung des Abgeleiteten, Correctur der Namen oder Daten fehlt. Das Verständniss des Textes charakterisirt 236, 19 non alieni statt alieni und 273, 2 matris prostratu statt mattis pro stratu (Mon. Germ. SS. XXVIII, 40, 23). Band I bricht mitten in 1204 ab.

Hugo Koch, Richard von Cornwall. I. (1209–57), Strassburg 1887. 143 S. 8°. Diese Strassburger Dissertation liefert aus fleissiger Benutzung gangbarer Quellen und Literatur eine so reichhaltige Sammlung von zum Theil nie vorher verwertheten Einzelnachrichten[WS 1] zu Richard’s Leben, dass der Leser sich dessen Gestalt leicht deutlicher – und meines Erachtens für diese Zeit günstiger und grossartiger – wird vorstellen können, als sie Koch schildert; dieser liess sich die Skizzen echter Meisterhand bei Stubbs, Early Plantagenets 183 und Luard, Matthew Paris VII, p. XXVIII, entgehen und folgte zu sehr dem Urtheile der damaligen Geschichtschreiber, die, als Mönche der Volkspartei angehörig, in jedem Auftreten für die Krone, oder auch nur für den Staat, Verrath wittern. Der innere Widerspruch in Richard’s Stellung als des Königs nächster Agnat und erster Baron erklärt zum Theil seine schwankende Haltung: wo er dem schwachen Bruder mit warnender Stimme oder offenem Widerstand entgegentrat, handelte er so offenbar patriotisch – oder doch rechtlich – dass ihn schon Zeitgenossen lobten; dass er aus der einmal vollendeten Thorheit des Königs nicht den Bürgerkrieg durfte entbrennen lassen, sondern überall vermitteln, die Adelsforderungen abschwächen musste, kann erst der unparteiische Historiker begreifen. Der Abfall von der baronialen Opposition war keine „Schuld“ (S. 50): wie konnte der Thronerbe – wie kann auch Koch – die Einsetzung des Staatsministeriums durch den Adel für „das Richtige“ halten? Richard’s stetig steigender Erfolg setzt nothwendig eine ungewöhnliche Kraft des Denkens und Wollens voraus; da die materiellen Mittel nicht aus einer bedeutenden Territorialmacht flossen, war er auf Gelderwerb angewiesen. Die unleugbare Habgier, die selbst der heftige Matheus Paris nicht überall offen zu verlästern wagte (Mon.

  1. Nach Stevenson, English histor. review 353 ungenügend.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Einzelnachten
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_464.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)