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in Preussen festgehalten werde.“ Man sah es in Berlin nicht ohne Sorge, dass der französische Friedensbruch die für den Herbst 1688 geplante Reise Friedrichs III. zur Huldigung nach Preussen unmöglich machte.

Diese Dinge sollten Graf Dohna und Scultetus in Warschau ebenfalls mit dem gebührenden Ernst zur Sprache bringen und keinen Zweifel darüber lassen, dass Friedrich III. auch nicht das Geringste von der Stellung aufgeben würde, die sein Vater in Preussen gewonnen hatte. Würde man polnischerseits wirklich preussische Gravamina befürwortend zur Sprache bringen, so sollten die beiden Gesandten das einfach zurückweisen und sich streng an die entgegenstehenden Bestimmungen der geschlossenen Vertrage halten. Das musste auf König Johann um so mehr Eindruck machen, als inzwischen nicht bloss die versuchte Verständigung mit Schweden gescheitert war, sondern dieses rundheraus erklärt hatte, jedes Brandenburg zugefügte Unrecht als ihm selbst geschehen betrachten und ahnden zu wollen. Noch im März 1689 benachrichtigte es den Warschauer Hof, es werde einen Angriff Polens auf Preussen oder auf den Kaiser in Schlesien alsbald durch eine Invasion in Livland beantworten.

In Preussen selbst aber wurden gleichzeitig die nöthigen Massregeln zur Abwehr eines Ueberfalls getroffen. Am 6. Januar 1689 meldet Friedrich III. an Wilhelm von Oranien, er habe sichere Nachricht, dass Polen in das Ermeland einfallen wolle, und begründet damit seine Bitte um schleunige Rücksendung des Marschalls von Schomberg[1]. Auch kam der Feldmarschall Derflinger dorthin, um die Pässe zu besetzen und auf alles ein wachsames Auge zu haben, obgleich man meinte, dass den wilden Reden gegen Brandenburg auf dem polnischen Reichstag die entsprechenden Thaten voraussichtlich doch nicht gleich folgen würden. Denn „es ist nichts Ungewohntes, dass auf den polnischen Reichstagen dergleichen impertinente declamationes bald wider diesen, bald wider einen andern und in specie auch gegen uns zu geschehen pflegen“. Diesmal aber schien doch mehr dahinter zu sein. Erklärte doch der nach Schluss des Warschauer Reichstags zusammengetretene Senat, höchst nöthig sei die Entsendung der Deputation nach Preussen, um bei der Huldigung der Stände

  1. Berliner Archiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_438.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)