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Fremden auf den Thron zu bringen, und nannte in leidenschaftlicher Erregung den lithauischen Schatzmeister geradezu einen Verräther. In heller Wuth fuhren die lithauischen Magnaten und Landboten auf: echt polnisch waren sie gleich mit der Drohung mit einem Bürgerkriege bei der Hand. Entsprechend erklärte der lithauische Kronfeldherr Fürst Sapieha dem neuen kaiserlichen Gesandten, Baron von Zarowski, die polnische Freiheit „liege in den letzten Zügen“, so dass mutatio status zweifelsohne bald erfolgen werde, und knüpfte daran die Bitte um die finanzielle Beihilfe des kaiserlichen Hofs, „damit er die lithauische Armee an sich halten und mit derselben die bedrohte Freiheit vertheidigen könnte“. Trotz dieser inneren Wirren aber hielt man doch den Augenblick für geeignet, um wegen Preussens Weiterungen zu beginnen, über deren schliessliches Ziel kein Zweifel obwalten konnte.

Während die Republik mit dem Grossen Kurfürsten zuletzt in einem guten Verhältniss gestanden und sogar wegen der Ueberlassung brandenburgischer Truppen zum Krieg gegen die Türken verhandelt hatte, waren durch die an den inzwischen erfolgten Thronwechsel geknüpften Hoffnungen die nationalen Antipathien wieder stark erregt worden. Ob der König diesem Zuge widerstehen würde, war zweifelhaft, da er ja nur durch grosse äussere Erfolge seinem Hause den Thron zu sichern hoffen durfte. Bereits im Mai 1688 hatte v. Wichert dem neuen Kurfürsten den Rath ertheilt, die Huldigung in Preussen möglichst zu beschleunigen, indem er darauf hinwies, wie unmittelbar nach dem Tode Friedrich Wilhelm’s Polen sich auf Anlass Frankreichs mit Schweden in Verbindung gesetzt habe. Bereits hatte der König Beschwerden und Supplicationen unzufriedener preussischer Herren angenommen. Im Herzogthum herrschte eine gewisse Gährung, und Adel und Städte machten kein Hehl daraus, dass sie die Huldigung nicht eher leisten würden, als ihre alten Privilegien und Freiheiten bestätigt wären. In diesem Sinn wurden die Abgeordneten sämmtlicher preussischen Aemter für den nach Königsberg berufenen Landtag instruirt. „Ich fürchte,“ schrieb v. Wichert, „dass hier die malitz was auszurichten trachten will und dass die dem französischen Interesse dienenden Subjecte sich bemühen, Misshelligkeiten zwischen dem Kurfürsten und seinen Unterthanen anzustiften, damit die kurfürstliche Armee zum Theil

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_437.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)