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Polen endgültig um die Hoheit über das Herzogthum Preussen gebracht hatte. In Preussen selbst waren die Stände voll bitteren Unmuths über den Staatsstreich, dem ihre bequeme Libertät 1662 zum Opfer gefallen war. Nun hatten der Tod des gestrengen Herrn, dessen eiserner Hand man sich wohl oder übel gebeugt, und die so ganz anders gerichtete Art seines Nachfolgers bei manchen gar die Hoffnung auf die Rückkehr zu der alten Ordnung erweckt. Eben das war der Punkt, wo die französische Politik alsbald einsetzte: mit Hilfe der unzufriedenen preussischen Herren und der leicht entzündbaren Polen dachte Frankreich jetzt die Hohenzollern in Preussen zu bedrohen und dadurch an einem ernsten Eingreifen im Westen zu hindern. In denselben Tagen, da es zwischen Frankreich und Brandenburg zum Bruche kam und des letzteren Gesandter, Ezechel von Spanheim, Paris verliess, im Januar 1689, erfuhr man in Warschau bereits, dass man zu Versailles „die Sache von Polen mit dem deutschen Krieg zu flechten, so gut als richtig halte“[1].

Ohne Frage hätte eine solche Action für Friedrich III. höchst gefährlich werden können, hätte sie nur nicht auf ein so zerfahrenes Staatswesen wie Polen gegründet werden müssen, das zu energischer und einheitlicher Action unfähig war. Mit Rücksicht darauf mussten die französischen Diplomaten ihre Hebel von sehr verschiedenen Seiten her einsetzen und nicht bloss nationale Aspirationen und Erwägungen der hohen Politik wirken lassen, sondern auch die kleinen persönlichen Interessen und die Selbstsucht der endlos zerspaltenen Parteien in der polnischen Republik für sich auszunutzen suchen.

Johann Sobieski, der Befreier Wiens, der damals die polnische Krone trug, hatte nächst der Fortsetzung des Türkenkriegs nur den einen Gedanken, seinem Sohne Jakob die Nachfolge zu sichern, Grund genug, um die Mehrheit des polnischen Adels, der das Schreckgespenst einer drohenden Erbmonarchie nicht los werden konnte, in leidenschaftliche Opposition gegen ihn zu treiben. Gesteigert wurde diese noch durch die Ehepläne, welche der König mit seinem Sohn verfolgte, indem er für denselben um die Hand der verwittweten Markgräfin Ludwig

  1. Chiffrirte Meldung Dohna’s und Scultetus’ 5/15. Januar 1689. Berlin, Geh. Staatsarchiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_433.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)