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ordnete noch in ihrem Geiste die einzelnen Industriezweige bis ins Kleinste[1]. Aber der Kaiser selbst und die ersten seiner Minister wurden immer mehr von der auswärtigen Politik in Anspruch genommen, so dass der rechte Impuls für die inneren Angelegenheiten abhanden kam. Während die katholischen Könige aus eignem Antrieb überall fördernd eingegriffen hatten, liess man sich jetzt von den Cortes zum Vorgehen drängen. Noch schlimmer war es, dass Karl durch die Kosten seiner ausländischen Unternehmungen gezwungen war, seinen Gläubigern, den grossen deutschen und italienischen Bankhäusern, Vieles, zum Theil für Spanien Schädliches, nachzusehen. Endlich war er genöthigt, das Land mit stets wachsenden Steuern zu belasten. Es ist daher erklärlich, dass Castilien unter Karl V. zurückging. Das Grundübel, an dem es litt und das die andern erzeugte, war die internationale Weltpolitik seines Herrschers, der das Land wirthschaftlich nicht gewachsen war. Und da sie von der österreichischen Dynastie inaugurirt wurde, haben die Spanier nicht mit Unrecht in dem Aufkommen des neuen Herrscherhauses die Epoche des Verfalls gesehen.




Anhang I. Zum Sinken des Geldwerthes.

Haebler (p. 160 ff.) sucht vergebens nachzuweisen, dass die durch den Edelmetallzufluss aus der neuen Welt bewirkte Preissteigerung in Spanien schon in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts begonnen habe. Wohl klagen die Cortes schon 1523 (pet. 73) und 1528 (pet. 12), dass Alles das Doppelte koste; aber diese Angaben, die nicht wörtlich zu nehmen sind, finden ihre genügende Erklärung in dem Krieg, der den Verkehr störte, und dem Wucher, der die Bauern bedrängte (Cortes von 1528 pet. 13, 14, 129), so dass man nicht eine dauernde Vertheuerung anzunehmen braucht. Noch 1537 sind Wolle und Färbstoff billiger geworden (pet. 116). Auch nach den Vertretern der Cortes von 1548 soll die Preissteigerung erst seit 8–10 Jahren begonnen haben (pet. 153). Wirklich mochten die

  1. Vergl. z. B. die Gesetze über die Tuchmanufactur von 1528 und 1529 (Nueva Recop. VII, tit. 14 u. 15).
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_423.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)