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Regierung durch ihre Hände[1], sie benutzten auch ihre grossen Kapitalien dazu, eine Waare nach der andern aufzukaufen und sich so praktisch ein Monopol zu erwerben. Schon 1528 klagen die Cortes, dass die Fremden auf den Märkten alles Geld an sich ziehen und es dann zum doppelten Preise abgeben[2]. 1532 kaufen die Genuesen alle Seife auf, und ein Kapitalist hat den Alaun des ganzen Landes gepachtet[3]. Die Fugger verschaffen sich, als sie die Grossmeisterthümer übernehmen, ein Monopol auf Quecksilber[4]. Die plötzliche Entwerthung des Geldes bot den Grosshändlern auf Kosten der grossen Masse des Volkes weitere Vortheile; in den vierziger Jahren ziehen sie fast alle Rohproducte des Landes an sich[5]. Natürlich nutzten sie ihre Macht nach Kräften aus[6], so dass die Opposition der Cortes gegen ein solches Aussaugesystem völlig berechtigt war.

Aber damit gaben sich die Banquiers noch nicht zufrieden; und die Regierung, die oft ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, musste sogar hin und wieder die Gesetze nach ihren Wünschen modificiren. So wird 1526 der Indienhandel allen Unterthanen Karl’s, auch den Deutschen und Genuesen, freigegeben, während er bisher den Spaniern reservirt war[7]. Dementsprechend wird 1528 die Eroberung und Besiedelung Venezuelas

    die Denkschrift von Medina als die Ursache des Verfalls (Doc. ined. 17, 553 f.). Haebler stellt ihren Inhalt geradezu auf den Kopf, wenn er von ihr bemerkt (p. 18): „Klarer als in dieser ist das merkantilistische Princip nicht oft zur Darstellung gebracht worden, wenn sie z. B. nachrechnet, dass der Niedergang Spaniens von der Zeit her datire, wo zuerst seine Handelsbilanz gegen das Ausland zu Ungunsten Spaniens abschloss.“ Und dabei brachten nach ihrem Verfasser die durch die ungünstige Bilanz erforderten Erlaubnissscheine zur Geldausfuhr „dem Reiche grossen Vortheil“ (de dar estas licencias resultaba mucho provecho a el reino, porque habia mas larga contratacion y mayor concurso de los reynos extraños; Doc. ined. 17, 552).

  1. Cortes von 1542 pet. 87; 1548 pet. 124; 1552 pet. 125.
  2. pet. 166.
  3. pet. 96 u. 95.
  4. Cortes von 1552 pet. 129.
  5. Cortes von 1548 pet. 124: … agora de pocos años aca.
  6. So klagen die Cortes von 1563 pet. 76, dass die Wiederverkäufer für die zu 400–500 mrs. erstandene Wolle 1200 mrs. verlangen.
  7. Herrera, Historia general de las Indias. Madrid 1725 ff. Dec. III, lib. X, cap. 11, p. 295.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_419.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)