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die darbende Soldatesca völlig ausgebeutet. Massenhaft verliessen sie die Stadt. In vierzehn Tagen, berichteten der Herzog und der Bischof von Trient dem Kaiser[1], würden wohl nur noch wenige Bürger da sein.

Dieser Zustand löste begreiflicherweise den Rest von Disciplin auf, die, wie öfters während dieser Jahre geklagt wird, im kaiserlichen Heer ohnedies nicht sehr fest gewesen sein soll. Um wenigstens den gerechtesten Vorwand zum Murren den unzufriedenen Landsknechten zu benehmen, wendeten sich Braunschweig, Trient und die beigeordneten Kriegsräthe an den französischen Grandmaître mit dem Ersuchen einer Anleihe von 25 000 Kronen. Dieser wäre erbötig gewesen, einen Monatssold für 4000 Mann vorzuschiessen, gegen Ausantwortung des Castel-vecchio. Darauf durften die deutschen Befehlshaber nicht eingehen; die hervorragendsten unter ihnen, Erich, Trient, Gonzaga und Frundsberg entliehen aber von dem Franzosen auf ihre Kleinodien 6000 Gulden, mit denen sie hofften, die Unzufriedenen wenigstens noch acht Tage hinzuhalten. Aber schon am 27. September hielten die meuterischen deutschen Landsknechte – sie zeichneten sich auch hier vor den gleichfalls unbezahlten Reisigen und den Geschützmannschaften aus – Gemeine. Sie heischten, dass die Führer sich ihnen für 24 000 Gulden verschreiben sollten. Acht Tage wollten sie mit der Auszahlung Geduld haben, wenn man jedem sofort einen Gulden und einen Dickpfennig gäbe. Nach Ablauf der Frist würden sie dann des Kaisers Geschütz in sicheren Gewahrsam bringen und selber anderswo, doch nicht gegen den Kaiser, ihr Bestes suchen.

Als man nun versuchte, den unumgänglichsten Forderungen gerecht zu werden, und als zu dem Behuf Herzog Erich eine Musterung der Knechte abhielt, da drangen an Tausend schreiend auf ihn ein, behauptend, dass man einen ihrer Wortführer gefangen gesetzt. Schon senkten die Wüthenden ihre Spiesse gegen den Befehlshaber, ihrer drei schlugen die Büchsen auf ihn an, als Erich auf Bitten einiger Treugesinnten sich entschloss, dem Sturm auszuweichen und in St. Peter’s Schloss zu fliehen. Doch dadurch sei er, wie er schreibt, erst vom Teufel auf seine Mutter

  1. Verona 27. September. Diesem Brief und weiteren vom 29. Sept. und 8. October folgt die Darstellung.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_377.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)