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gebieten, mit dem ganzen Volk beim kaiserlichen Heer zu verharren[1], so vermochte doch selbst ein anscheinend so scharfer Befehl nicht, die auf Grund der eigenen Verantwortlichkeit getroffene Entschliessung des Grandmaître zu corrigiren.

Obwohl Anhalt wieder am 6. August bestimmt darauf rechnete, demnächst an der Livenza einzutreffen, hat er diese Absicht doch auch in der Folge nicht auszuführen vermocht, sondern stand am 26. August in Soave auf dem Rückzug nach Verona, welches um jeden Preis gerettet werden musste.

Die Aufgabe des Herzogs von Braunschweig war während dieser Zeit unerquicklich durch Ungewissheit über seine Bestimmung, unbefriedigend durch den nur zu begründeten Zweifel, ob er in der Lage sein würde, derselben in befohlener Form nachzuleben. Die Ebbe seiner Kriegskasse war immer bedenklicher geworden, täglich gab es wegen Mangels der Bezahlung Ueberläufer, täglich wurden selbst die Hauptleute, die ihre Mannschaft nicht mehr zusammenzuhalten wussten, schwieriger. Die Zeit des steirischen und kärnthnischen Aufgebots näherte sich der Ablaufsfrist; die Landtage, die auf kaiserlichen Wunsch eine Verlängerung beschliessen sollten, waren noch gar nicht versammelt. Nur 5000 Gulden waren dem Feldherrn zur Mobilisirung seiner Truppen zugestellt worden, diese, sowie 4000 Dukaten, bestimmt zur Anwerbung croatischer Husaren (auf deren Leistungsfähigkeit Max grosses Zutrauen setzte) hatten zur Deckung allerdringlichster Ausgaben verwendet werden müssen. 21 000 Gulden galten als mindestens noch erforderlich, um das „österreichische“ Heer nach irgend einer Richtung in Bewegung setzen zu können.

Am 6. August erst hatte, durch Unpünktlichkeit der Postboten, Erich ein Schreiben Anhalt’s vom 30. Juli erhalten, das nur den Marsch durchs Pusterthal offen liess. Ein Kriegsrath beschloss über Villach nach Toblach mit den, die Besatzungen abgerechnet, verfügbaren Truppen aufzubrechen. Erich musste, um die unzufriedenen Krieger in Bewegung zu bringen, ihnen in Toblach Bezahlung versprechen. Zwar hatte er dringendst den Kaiser um Geld ersucht, wusste aber nicht, wie es damit

  1. P. v. Lichtenstein an Erich von Braunschweig, Brunecken 12. August. Dies wie alles Folgende wieder nach den Papieren des hannöver. Staatsarchivs.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_372.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)