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anders hätte versehen wollen, hätte er den Herzog und so viele fromme Ritter und Knechte, den Kern aus seinen Landen, wohl verschonen mögen.

Von 30 000 Gulden, die ihm beim Vitzthum von Krain angewiesen, habe er nichts erhalten: keinen Pfennig für Kundschafter, kein Pferd vor eine Schlange. Der Bischof von Laibach als Proviantmeister habe seine Zusage nicht gehalten. Es gehe das Gerücht, er habe verboten, Proviant und Futter zuzuführen, deren doch in Cilli, Laibach und Oberlaibach mehrere tausend Star lägen. Wenigstens seien davon dem Feld in vier Wochen nur 9 Saumladungen zugeführt, den Krainern dagegen in sechs Tagen über 100 Säume. Auch seien alle Preise zu hoch angesetzt für das Kriegsvolk. Die Stimmung der unter freiem Himmel ohne Futter und Nothdurft lagernden Ritter und Knechte gegen die in „wohlgespeisten Häusern“[1] liegenden Krainer und Croaten sammt dem Bischof sei so erbittert, dass nur seine Dazwischenkunft etliche Male böse Händel verhütet habe.

Der Bischof von Laibach, dem von der Anklage etwas zu Ohren gekommen, parirte den erhobenen Vorwurf, dass mangelhafte Proviantzufuhr die Auflösung des Heeres verschuldet, mit der Behauptung, dass überflüssige Mengen an Wein, Getreide, Fleisch und Futter vorhanden und nachgewiesen gewesen wären, nämlich in Feindesland. Dem Landeshauptmann von Steier, Hans v. Reichenburg, und seinem Einfluss auf den Herzog mass er die Schuld bei, dass nie derselbe in Beschlag genommen worden. Er erhob gegen den Steiermärker laut die Klage, dass er des Kaisers Nutzen seinem Privathass gegen ihn, den Bischof, nachgestellt[2].

Mit solchen Truppen, solchen Officieren, waren freilich keine grossen Lorbeeren zu pflücken. An dem an sich nicht unberechtigten Bestreben der Krainer, zunächst die 1508 verlorenen Vorwerke ihres eigenen Landes zu sichern, fanden die offensiven

  1. Aus diesem Ausdruck erhellt, dass die Krainer in Görz und Istrien die Besatzungen der festen Plätze gestellt hatten. Offenbar veranlasste die Vorsorge für diese wenigstens zum Theil die von Herzog Erich gerügte ungleiche Verproviantirung der einzelnen Heerestheile.
  2. Chmel 321. Der Kaiser seinerseits sprach Erich von aller Schuld an dem erfolglosen Feldzug frei, 1509 Stein, 20. November, Wien. Arch. Hinsichtlich Kärnthens s. auch Schönherr 105.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_360.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)