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von Krain die Steiermärker nach Görz beschied, um, wie er meinte, ohne Schwertstreich Friaul zu gewinnen, lehnte der Landeshauptmann Steiers, Hans v. Reichenburg, das mit dem Bemerken ab, er wolle nicht kommen, um jenem das Patriarchat mitzugewinnen[1].

Mittlerweile hatten sich die Venetianer aus der ersten Betäubung erholt und gingen keck und schonungslos auch hier wieder zum Angriff vor. Trotz aller Tapferkeit der Kaiserlichen, besonders des Grafen Christoph von Frangipan schlugen Görz und Istrien theilweise wieder um. Auch hier wiederholte sich das schon beobachtete Schauspiel, dass (dank einer auf Ueberraschung und Zufall gestellten Kriegsführung) dieselben Orte im wilden Kriegestanz aus einem Arm in den anderen und wieder zurück in den ersten geschleudert wurden.

Diese Lage fand Herzog Erich vor bei Uebernahme seines Commandos. Schlendrian und Unordnung in den Verbindungen mit dem kaiserlichen Hauptquartier, aus dem wochenlang auf tägliche Bestürmung (mit der Post sowohl als mittelst kühner Boten durch Feindesland) keine Antwort zu erhalten war; gegenseitiger Hader der Provinzen und ihrer Vertreter, Unfähigkeit und Unzuverässigkeit mancher Beamten hemmten sein Thun. Statt mit dem „Heer von Oesterreich“ der „italienischen Armee“, der kaiserlichen Idee gemäss, zur vereinten Offensive die Hand reichen zu können, stand er am 23. Juli noch am Isonzo und ist auch nicht wesentlich weiter westwärts vorgedrungen[2]. Wir sind gut genug unterrichtet, um sagen zu können, wie es gekommen ist, dass jene dem kühnen Degen hocherwünschte Idee des Aufmarsches durch feindliches Land nicht ausführbar war. Die Truppen, welche ihn beim Verlassen Friauls hätten aufnehmen müssen, die Landsknechte Anhalts und Welsers, hatten kein Lebenszeichen von sich gegeben, so dass er mit seinen geringen Streitkräften nicht voraussetzen konnte, durch die patriotisch erregte Bevölkerung, in der Flanke der feindlichen

  1. Christoph von Laibach an den Kaiser. 3. Oct., Chmel 322.
  2. Seine Aufforderung an Gradisca ist von diesem Tag, Sanuto VIII, 577. Sein Angriff auf Udine und Cividale war resultatlos. Max an Margarethe am 23. August, Le Glay, Corresp. I, 183. Dass nicht er (wie übrigens schon Mocenigo 19 irrig angibt) Feltre und Belluno erobert hat, hat auch Huber 380 gesehen.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_358.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)