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Vormarsch und besonders bei der Belagerung Paduas durch Unerschrockenheit und Umsicht, wie auch von französischer Seite rühmend hervorgehoben wird, ausgezeichnet. Beim Rückzug fiel ihm die Deckung von Vicenza zu. Der Kaiser hatte die Stadt am 17. October passirt; als Gouverneur war jener wenig verlässliche Fracasso Sanseverino zurückgeblieben[1], der schon vor Padua durch ängstliche Rathschläge sich den Dank der Feinde verdient hatte. Dass er von Vicenza aus geheimes Einverständniss mit der Signorie suchte, ist durch ausdrückliche Zeugnisse ausser Zweifel[2]. Vielleicht haben wir in ihm die Persönlichkeit zu erkennen, vor der schon während der Belagerung von Padua der getreue Niclas von Firmian, damals noch Commandant von Vicenza, seinen kaiserlichen Herrn gewarnt hatte: die Venetianer wüssten alle Vorgänge im Heer durch eine Person, die viel um den Kaiser wäre[3].

Nicht weniger unzuverlässig waren die sieglosen Landsknechte, etwas über 4000 an der Zahl, die Rudolf nach und nach in die Stadt zu führen gewusst hatte. Es heisst, dass sie seit drei Monaten nur jeder einen Gulden Sold ausgezahlt erhalten hätten[4], wohl glaublich bei der Leere der kaiserlichen Cassen. Da die Einwohner, in der überwiegenden Mehrzahl sehnsüchtig nach Rückkehr der alten Herrschaft, durch die Anforderungen, die Anhalt an ihren Beutel machen musste, noch unwirscher wurden, ward beim Anmarsch eines venetianischen Heerestheiles die Lage der Kaiserlichen in der Stadt bald sehr unbehaglich. Dennoch wagten die Bürger nicht, die erwarteten Zeichen des Einverständnisses dem Feinde zu geben. Als jedoch der borgo de Pusterla überrumpelt worden war, fühlte durch das „unloyale“[5] Benehmen

  1. Le Glay, négoc. dipl. I, 269; Sanuto IX, 267 f. Hinsichtlich Paduas Mocenigo bei Graevius V, p. 4, S. 38.
  2. Sanuto 3. November S. 290: etiam con Frachasso è pratica etc.; vergl. 282, wonach er sich zum Vermittler mit Max angeboten; Mocenigo (Graevius thesaur. antiquit. Italiae V, p. 4, S. 39): Vincentia in fidem recepta est, praesertim opera Severinatis Fracassi, qui Dux hostium intus erat et eam rem summa ope curaverat.
  3. Vicenza 5. September 1509, Statthalt. Arch. zu Innsbruck.
  4. Sanuto 290, s. 283.
  5. So drückt sich der Kaiser selbst aus in einem sicher auf Vicenza zu beziehenden Brief (aus Stein bei Calliano) vom 25. Nov., Le Glay, Corresp. I, S. 214. Das Detail nach den officiellen Berichten bei Sanuto IX, 316 bis 320, vergl. 311.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_352.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)