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Thun und Lassen gegenüber diesem Herrscher, wie er nun einmal war, nur Mangel an Patriotismus zu sehen.

Auch in den habsburgischen Hauslanden bestand durchaus keine Begeisterung für diesen Krieg. Hier schreckte noch allzu frisch die Erfahrung, die man in dem eben, Anfang 1508, beendigten Kampf an so vielen Punkten der sechzig deutsche Meilen langen Grenzlinie[1] mit Venedig gemacht hatte. Auch jener Krieg war schon gegen den Wunsch der Einwohner der Erblande ausgebrochen; Max hatte ihn, allem Abrathen zum Trotz, gewollt. Er hatte seine getreuen Unterthanen gleichsam wider ihren Willen ins Wasser gestossen und zum Schwimmen genöthigt. Was Wunder, dass sie nun weniger eifrig darauf aus waren, schwimmend ein ihnen angewiesenes Ziel zu erreichen, als baldmöglichst irgendwie aufs Trockene zu kommen.

Es kann hier nicht erörtert werden, welche saure Mühe es sich im Winter 1508/9 die Agenten Maximilians hatten kosten lassen müssen, die Stände der österreichischen Erblande zu einigermassen befriedigenden Leistungen für die Kriegspolitik des Landesherrn heranzuziehen. Die Geschichte der Landtage und Ausschusslandtage weiss davon zu berichten. Nicht ohne recht unliebsame Zugeständnisse zu Gunsten der ständischen Selbstregierung war es dabei abgegangen[2]. Obendrein waren an die Bewilligungen auch in militärischer Beziehung allerhand lästige Bedingungen geknüpft worden. Auf dem Ausschusstag in Mürzzuschlag z. B. war die Verwendung des Aufgebots ausserhalb der provinziellen Grenze abgelehnt worden, während zugleich die Stände sich gegen das kaiserliche Verlangen erklärt hatten, auf ihre Kosten fremde (z. B. böhmische) Kriegsvölker in Sold zu nehmen[3]. Wir werden im Verlauf unserer Skizze den aus diesen Anschauungen und Stimmungen hervorgegangenen Verhältnissen unsere Aufmerksamkeit zu schenken haben.

Nach der fehlgeschlagenen Belagerung des starken Padua zog das deutsche Heer nordwärts ab. Ausser Roveredo und

  1. So berechnet Max einmal selber die Länge des Grenzlaufes. Le Glay, Négociations diplom. I, S. 300.
  2. Adler: Die Organisation der Centralverwaltung unter K. Maximilian 266 ff., wonach die Stände das Kriegsrecht des Landesherrn an ihre Zustimmung banden.
  3. Dimitz, Geschichte von Krain II, 16.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_348.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)